„Fabi, wir brauchen mal richtig geile Zanderköder. Am besten etwas Schlankes um die 5 Inch. Aber eben mit einer kleinen hochfrequenten Aktion wie sie der 4er Flash-J Shad hat, nicht so wie der 5er.“
So oder sehr ähnlich fing das Gespräch zwischen Guido, Fabian und mir vor einiger Zeit an. Wie so oft im Spätsommer/Frühherbst fingen wir beim Zanderangeln auf die 4er Flash J Shads gute Fische. Als es dann aber kälter wurde, wurde der kleine Happen schnell zu klein und der Wunsch nach einem etwas größeren Gummiköder wurde wieder laut. Die bisherigen Gummifische ab 10 cm bei uns im Sortiment hatten allerdings zu große Schaufelschwänze und meist auch zu voluminöse Körper für dieses Vorhaben.
Als wir daher einen kleinen Schmollmund schoben, kam Fabian mit der News um die Ecke, dass Bait Breath für die Neuentwicklung eines Köders durchaus offen wäre. Bei dem Wort Bait Breath schoß bei mir wie ein Blitz „BYS-Flavour“ durch die Birne und ich Blubber nur noch „Geil“ ins Skype! Die Jungs in Japan konnten sich aus unseren Erklärungen aber leider keinen Reim machen und kennen auch keine Zander. Also alles Nötige ins Auto geschmissen und an einem Wochenende mit Fabian einige Muster-Baits hergestellt, um diese als Vorlage nach Japan zu schicken. Unser Ziel war es, die charakteristischen Merkmale des TT Shads beizubehalten und dabei einen komplett neuen Bait zu erschaffen. Die Anforderungen an unseren neuen Zanderköder waren dabei klar:
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Möglichst schlanker, dafür langer Körper. Dies ähnelt der Form der bevorzugten Zander- und Barsch-Beute (Ukelei/Stint). Der Köder hat eine größere Silhouette mit weniger Material, somit kann der Räuber ihn besser Einsaugen und vor allem – typisch für Zander – auch besser “Falten”. Durch den schlanken Körperbau ist es auch einfacher möglich, den Köder am Offset Haken anzubieten.
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Kleiner hochfrequenter Schaufelschwanz. Nach unserer Meinung die beste Aktion für die Stachelritter. Während es für den Hecht gerne auch mal eine flankendere oder rollende Aktion mit druckvollem Schaufelschwanz sein darf, reagieren die Stachelritter meist besser auf eine feine hochfrequente Aktion.
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Viel Aktion bei geringer Bewegung und wenig Wasserverdrängung. Dadurch eignet sich der Köder nicht nur perfekt zum langsamen Angeln mit leichten Bleiköpfen, sondern auch für das Vertikalangeln im Winter. Durch weniger Wasserverdrängung kann man den Köder besser unter dem Boot oder auch in der Strömung halten.
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Weiche und robuste Gummimischung. Es ist immer ein schmaler Grad zwischen weicher Gummimischung und der Haltbarkeit. Wir wollen keinen Köder, der nach 2 Minibarschen seine Schwanzschaufel verliert. Deshalb freuen wir uns in diesem Punkt auf die bewährte Gummimischung der TT Shads zurückgreifen zu können, welche Beweglichkeit mit Reißfestigkeit perfekt kombiniert.
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Flavour & Salz (BYS Aroma). Salz und Flavour sorgen dafür, dass der Fisch den Köder länger im Maul behält und senken merklich die Fehlbissrate. Ein Köder ohne Flavour kommt bei mir in der kälteren Jahreszeit schon gar nicht mehr ans Band. Das Salz macht den Köder schwerer, somit lassen sich gesalzene Köder auch um einiges besser werfen als Köder ohne Salz.
Unser erstes Muster als „Ur-Prototyp“ bestand aus zusammengestückelten Fragmenten des TT Shad 3.2, um die Länge und Proportionen des Schaufelschwanzes zu verdeutlichen. Dieses wurde zusammen mit einigen Skizzen und weiteren Instruktionen im Juni 2014 an Bait-Breath übergeben. Dort wurden dann einige 3D Modelle der schlanken Gummifische entworfen und erste Formen per CNC-Fräse produziert, um einige Muster zu gießen. Der ganze Prozess dauerte etwa ein Vierteljahr und wir bekamen anschließend einige Beispiele (u.a. mit einer parallel getesteten Schwanzform) für den Field-Test. Da diese aber für unser Vorhaben nicht überzeugten, stellten wir nochmal alles auf Null und übernahmen lediglich den Rumpf und montierten für das neue Muster erneut den Triangle Tail des 3.2 Inch Shads.
Es wurden also weitere 3D Modelle und Gußformen mit diversen dreieckigen Schwanztellern (dicker, dünner, größer, kleiner) für neue Testmuster erstellt und die meisten davon landeten direkt wieder im Müll, nachdem die Entwickler von Bait-Breath rund um Mr. Yano diese im Wassertank betrachtet haben – diese „Fehlkonstruktionen“ wollte man uns nicht einmal zum Testen überlassen. Am PC sieht es manchmal eben doch besser aus als im Wasser…
Erst im März 2015 war es soweit und zwei Variationen des Schwanztellers hatten sich im Testbecken als die Besten herausgestellt. Wir Teamangler bekamen beide Versionen von Fabian zugeschickt und sollten unsere Meinung dazu äußern. Also Jig drauf und rein in den Gartenteich. Shad A hatte leider eine etwas träge Schwanzaktion für Zander und wurde von mir schnell wieder weg gepackt. Shad B ließ allerdings meine Augen aufleuchten: Genau so hatte ich mir das vorgestellt. Guidos Reaktion bzw. Feedback fiel ähnlich aus und auch Fabian favorisierte diese Version, an der es nichts mehr zu verbessern gab!
Schnell kamen die ersten Zander und weitere Fischarten auf die Prototypen, welche sorgsam behütet und aufgrund der begrenzten Stückzahl auch bis zum bitteren Ende gefischt wurden. Nachdem die Form fest stand, galt es, die Farbpalette der ersten Serienproduktion zu bestimmen. Wer mit mir schon einmal über Farben gesprochen hat, weiß, dass ich ohne BVB oder – wie wir es nennen – NT001 GP-Chart nicht ans Wasser gehe. An sich war klar, dass wir alle Nippon-Tackle Sonderfarben natürlich auch gerne bei den neuen Ködern hätten. Dazu noch die erfolgreichsten Serienfarben und fertig war unsere Farbauswahl:
107 Pumkin / Seed Eine Farbe für klares Wasser am besten mit Grundelbestand. Das natürliche bräunliche Design imitiert perfekt das Beuteschema unserer Zielfische. Durch die Semitransparenz passt sich die Farbintensität auch gut der Umgebung an und überzeugt selbst den scheuesten Räuber. |
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832 Glow Pink / Keime Light (UV-aktiv) Ein Muss für sehr trübes oder tiefes Wasser und die nächtliche Fischerei. Im kalten Wasser besonders zur Schneeschmelze ein Hit und zudem ein Geheimtipp auf kapitale Forellen, falls die Zander mal nicht so wollen. |
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902 Ayu Für klares Wasser mit grünlichem Schimmer und vielen Wasserpflanzen. Ein Trumpf, wenn der Barsch eher zum Beutespektrum der Räuber gehört. Das natürliche grünliche Design mit dem hellen Bauch imitiert perfekt kleine Beutefische. |
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940 Albino Shad Eine Allround-Farbe für trübes wie auch klares Wasser, auch bei hohem Lichteinfall. Der bläuliche Farbton mit hellem Bauch imitiert perfekt ein Großteil der bei uns vorkommenden Weißfische. Der sanfte Kontrast spielt hervorragend bei jeder Bewegung des Köders. |
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NT001 GP-Chart (UV-Aktiv) Für mich die vielfältigste Schockfarbe schlecht hin, egal ob in klaren oder trüben Wasser und quasi zu jeder Tageszeit, der Kontrast aus UV-Chartreuse und dem dunklen Rücken bringt bei mir fast immer Fisch. |
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NT002 Lime / Chartreuse (UV-Aktiv) Knalliges Lime-Chartreuse ist ein Klassiker für die trübe Brühe. Wie die Belichtung unter Schwarzlicht zeigt, kann dieser Köder kaum übersehen werden – auch bei Mondschein und sehr tiefen Wasserschichten mit wenig Lichteinfall die Farbe der Stunde. |
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NT003 Motoroil (UV-Aktiv) / Glitter Durch die hohe UV-Aktivität und den grünlichen Schimmer in Kombination mit dem gedeckten Grundton eine besondere Komposition für trübes wie auch klares Wasser und wechselhaftes Wetter. Oft genug bringt diese Farbe noch Fisch, wenn alles andere versagt. |
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NT004 Blood-Orange (UV-Aktiv) Als besonderes Schmankerl gibt es vor allem für die Meeresjungs, die den TT Shad schon sehr erfolgreich auf Dorsch einsetzen, noch eine neue Sonderfarbe: Blood-Orange. Ein Bauch in Neonorange (UV-Aktiv) in Verbindung mit einem dunklem Rücken sorgt für einen extremen Kontrast und hohe Sichtbarkeit, die natürlich auch im Süßwasser zum Anbeißen ist. |
Aber genug der Theorie und der Entstehungsgeschichte, wir hatten erst mal nur 5 Prototypen und diese sollten zerkaut werden. Bei mir lief es den Sommer über nicht so wie geplant, daher kam der erste ordentliche Einsatz erst bei der WPC, wo nach 30 Minuten im Wasser auch schon die ersten Bisspuren im Gummifisch waren. Leider war mein TT Shad-Slim Prototyp dann aber auch genauso schnell wieder weg. Pünktlich zur Lieferung der ersten Serienproduktion zieht es den Zielfisch jetzt langsam wieder von den kleinen Bächen und Flüssen weg, hin zu den größeren Gewässern, wo die Slims wieder auf Tauchstation dürfen. Guido hat sich diesen Sommer die Dinger um einiges mehr zerkauen lassen. Hier die finalen technischen Spezifikationen und danach gebe ich für den Field Test ab an meinen Teamkollegen Guido.
Modell | Bait Breath TT Shad Slim 5 – Designed by Nippon-Tackle |
Typ / Bauform | Low Action-Shad mit kleinem Schaufelschwanz, abgeflachtem Rücken und schmalem Profil |
Zielfisch | Zander |
Länge | 12,7 cm / 5 Inch |
Gewicht | ca. 10 g |
Gummimischung | – Auftriebsverhalten „langsam sinkend“ – Salzgehalt „Level 2“ – Härtegrad „MH“ (agil / flexibel / robust) – aromatisierte Gummimischung mit BYS-Mix Flavour – 5 UV-Aktive Dekore – vollständiger Verzicht auf fruchtbarkeitsschädigende DEHP Weichmacher (Phthalate) |
Laufverhalten | Leichte Rolling-Action in der Absinkphase. Hochfrequent wackelnder Schwanzteller, der aufgrund der Dreiecksform schon bei minimalem Zug paddelt. Optimiertes Laufverhalten für klassisches Zanderjiggen und Faullenzen. |
Empf. Hakengröße Jigkopf: Offset-Haken: |
2/0 – 3/0 3/0 – 4/0 |
Packungsinhalt | 5 Stück |
Der Zanderköder im Field Test – TT Shad Slim meets Guido Hill
Ich glaube es war ziemlich genau Anfang Juni, als mich das Päckchen mit den serienreifen Prototypen erreichte. Nachdem ich die Slims zu Hause einige Zeit unter die Lupe nahm und als gut befand, zog ich zwei Stück auf Deka-Jigs auf. Den ersten mit einem 7 Gramm Kopf und den zweiten mit einem 10 Gramm Jig. Das erste Mal wurden die Köder auf Dorsch getestet. Bereits nach kurzer Zeit war klar: Löppt! Dat Ding wollen se haben! Zweifelsohne war auch die Farbe ein Erfolgsgarant für den guten Fang. Denn Motoroil Glitter steht auch bei Dorschen ganz weit oben auf der „I like to eat“-Liste. Nachdem ich einige Dorsche mit dem Köder fangen konnte, wechselte ich einige Tage später das Gewässer von Küste zu Kanal. Schließlich wurde der Köder primär zum Zanderangeln konzipiert und ich wollte wissen: was kann er – der TT Shad Slim.
Zander
Am Kanal angekommen, montierte ich also den Slim Shad in 5 Inch und es dauerte auch nicht lange bis zum ersten Tock. Erfreulicherweise konnte ich dem Tock schnell entgegnen und setzte einen satten Anhieb. Nach kurzen Drill hielt ich meinen ersten Zander der neuen Saison in den Händen – ein tolles Gefühl, wenn dieser auf ein Prototypen ballert, bei dem die eigenen Wünsche mit eingeflossen sind. Noch schöner war, dass der Fisch den Gummiköder praktisch weg inhalierte, was zum Einen aussagt, dass der Köder zu schmecken scheint, zum Anderen aber auch zeigt, dass sich der Köder wunderbar Einfalten lässt.
Ich fing auf den gleichen Köder noch einige Fische, bis er leider in den ewigen Gründen des Kanals an einer Steinpackung hängen blieb. Da wir nicht so viele Prototypen hatten und ich weiß, dass jeder Wurf am Kanal der letzte mit dem Köder sein könnte, wechselte ich auf einen anderen Köder und fischte noch einige Stunden weiter. Der TT Shad hat den Praxistest am Wasser und auf den primären Zielfisch jedenfalls schon mal bestanden. Es sollte aber noch besser kommen. In meinem Urlaub hatte ich das Glück, verschiedene Gewässer der Republik befischen zu können. Immer dabei: der TT Shad Slim. Immer wenn es hieß, dass Zander in dem See seien, wurde auch der TT Shad Slim in den Karabiner gehängt. Neben zahlreichen und vorallem guten Zandern, fanden auch Barsche und Hechte an dem Köder Geschmack.
Barsch & Hecht
Bei den Barschen ging die Messlatte bis 38cm – der 40+ wird aber 100%ig auf den Köder kommen! Hechte bis an die 80 cm konnte ich beim Zanderangeln auch fangen – gezielt habe ich den Köder auf die Grünschnäbel noch nicht probiert – da gibt es aber sicherlich auch bessere Köder und vorallem Jahreszeiten. Ein Tag wird mir aber besonders in Erinnerung bleiben. Gemeinsam mit einem Kumpel ging es auf eine Tour in den Osten. Bereits an der erste Stelle bekam ich beim ersten Wurf ein Fehlbiss. Der zweite Wurf brachte bereits den ersten Zander ans Band. Die drei Würfe darauf ebenfalls. Ich dachte ich bin im falschen Film – und mein Kollege wusste nicht, was geschah. Bisse bei ihm? Fehlanzeige! Über den Tag verteilt fingen wir knapp 30 Fische, primär Zander und alle Fische kamen auf genau zwei Köder. Den Protoypen des TT Shad Slim und auf den Hideup Stagger. Alle anderen Köder in der Kiste blieben unangetastet – egal ob Fat Swing Impact, Seashad, LK, MB Shad, Flash-J oder Gyrostar. Ein Tag zum Augenöffnen!
Fazit
Obwohl wir den TT Shad Slim 5 explizit als Zanderköder entwickelt haben, ließ es sich „leider“ nicht vermeiden, dass teilweise auch andere Freshwater Genossen wie Barsch und Hecht gefallen an ihm fanden. Ob klassisch gejiggt oder per Faullenzer-Methode animiert, der Slim 5 tut genau das, wofür er konzipiert wurde: Zander fangen! Abschließend noch ein paar Bilder der letzten Sessions und der Link zum TT Shad Slim 5 bei uns im Onlineshop.