DÖBEL. Für viele Karpfenangler der nervige Partner der Brasse, für viele Fliegenfischer der gehasste Feind im Salmonidenbach, für einige Spinnfischer ein dankbarer Abnehmer für Gummiköder im Winter und Frühjahr, wenn viele andere Raubfische geschont sind und dann bin da noch ich, der die Döbel am liebsten dann befischt, wenn alle anderen im Schwimmbad sind. Was mich beim Angeln auf Döbel so fasziniert und was ihr alles benötigt, um ihn in der warmen Jahreszeit zu überlisten, das möchte ich euch in diesem Artikel etwas näher bringen.
- Jahreszeiten, Hot-Spots, Döbelpirsch
Allgemeine Information zum Angeln auf Döbel - Angelausrüstung – Die richtige Angelrute für Döbel
Tipps für die Auswahl der passenden Rute zum Döbelangeln - Köderempfehlungen und Köderführung
Top-Water Bugs und Mini-Crankbaits - Landung, Handling & Präsentation
Der richtige Umgang mit Döbeln
Oft werde ich gefragt: “Was willst du mit Döbeln?” Viele Angler sehen ihn nicht auf einer Ebene mit Hecht, Zander & Co. und reden abfällig über ihn. Ja, vielleicht sind Döbel nicht die größten und kampfstärksten Fische. Sie sind schleimig und Deo nutzen sie auch nicht, aber sie sind dankbare Abnehmer zur Mittagszeit im Sommer, wenn selbst die Rapfen nicht beißen und eine Pause einlegen. Der absolute Höhepunkt beim Döbelangeln ist, wenn ein dicker Döbel langsam auf den Bug (Käfer) zuschwimmt, um ihn nach kurzer, argwöhnischer Betrachtung genüsslich von der Oberfläche schlürft. Außerdem liebe ich den Sommer und stehe gerne bei 30 Grad Lufttemperatur im kühlen Flußwasser.
Allgemeine Informationen
Jahreszeiten, Hot-Spots, Döbelpirsch
Aitel, Alet, Döbel oder auch Dickkopf. Die letzte Bezeichnung kommt nicht von ungefähr. Ab einer Größe von ca. 45 cm entwickeln Döbel einen sehr großen Kopf und wachsen mit Überschreiten der 50 cm-Marke zu massiven Fischen heran. Bereits im Kleinfischstadium sind sie sehr scheue und vorsichtige Fische, die in großen so genannten “Schulen” umherziehen. Sobald euch ein Döbel bemerkt hat, “warnt” er durch Wegschwimmen alle anderen und die Chancen auf einen Fangerfolg sinken gen Null. Deshalb ist ein unauffälliges Verhalten am Wasser Grundvoraussetzung – nicht umsonst heißt es “Döbelpirsch”.
Ihr solltet euch immer gegen den Strom, also von hinten, den Döbeln nähern. Dazu ist es wichtig, sich leise am Ufer zu Verhalten. Das bedeutet z.B. auch, dass keine Steine laut ins Wasser poltern dürfen. Der Cyprinide ist weit verbreitet und fühlt sich mit großen Populationen in fast allen Gewässertypen sehr wohl. Ob großer Industriefluss, Kanal oder kleiner Forellenbach, von Süd- bis Mitteldeutschland ist er in nahezu jedem Gewässer vertreten. Konzentrieren sollte man sich bei der gezielten Großdöbelpirsch allerdings auf nicht allzu kleine, strömungsstarke Bäche. Den passenden Fluss findet ihr vor allem durch Suchen und Beobachten, denn Döbel zeigen sich bei Sonne gerne nahe der Oberfläche.
Frühjahr
Mit den ersten Sonnenstrahlen im Frühjahr sieht man nun auch wieder große Schulen in ruhigen Gumpen. Je wärmer das Wasser wird und je länger die Sonnenstunden werden, desto mehr ziehen sie in sehr flache, ruhige Bereiche, um sich aufzuwärmen. Sobald sie flach bzw. oberflächennah stehen, können wir sie auch wieder erfolgreich mit Topwater- und Subsurfacebaits beangeln. Typische Frühjahresspots sind flache Bereiche mit minimaler Strömung, die an tieferes, strömungsreicheres Wasser angrenzen. Vor allem große Fische sind durch das kalte Wasser noch sehr lethargisch, weshalb eine extrem langsame Präsentation der Köder gefragt ist. Viel Aktion ist kontraproduktiv und wird sie mit großer Wahrscheinlichkeit verscheuchen.
Sommer
Die beste und gleichzeitig meine Lieblingszeit beginnt mit dem Einzug der heißen Temperaturen. Döbel laufen im Sommer auf Hochtouren und sind sehr aktiv. Nun heißt es “Augen auf!” und Fische suchen, denn die wärmeliebenden Fische stehen jetzt über den ganzen Fluss, an allen möglichen Spots, verteilt. Nur selten werdet ihr zu dieser Zeit mehrere große Exemplare zusammen stehen sehen, außer es ist ein absoluter Hotspot. Unser Ziel muss es jetzt sein mit viel Sauerstoff angereichertes Wasser oder Schatten zu finden.
Typische Sommerspots befinden sich hinter Wehren im sauerstoffreichen Wasser oder unter überhängenden Bäumen, Sträuchern und Büschen, welche Schatten spenden und von denen oftmals Futter in jeglicher Form ins Wasser fällt. Die meiste Zeit des Tages sind Döbel jetzt aktiv auf Nahrungssuche und wir können unsere Kunstköder mit etwas mehr Aktion führen. Allerdings bedeutet auch hier „etwas mehr“ nicht gleich „viel Aktion“.
Herbst & Winter
Auch wenn es im frühen Herbst durchaus noch möglich ist, Döbel mit Bugs oder anderen Topwaterbaits zu fangen, beende ich mit dauerhaften Absinken der Temperaturen unter 25 Grad meine Döbelsaison. Die Anzahl der Kontakte geht nun deutlich zurück und man muss sich seine Fische stark erarbeiten. Zum Ende des Jahres ziehen sie ins tiefe, ruhige Wasser, um ihre Winterstandplätze aufzusuchen. Nun solltet auch ihr euch auf andere Methoden zum Döbelangeln konzentrieren.
Angelausrüstung – Die richtige Rute zum Döbelangeln
Zum Angeln mit Topwaterbugs in der warmen Jahreszeit benötigen wir keine ausgefallenen Ruten. Der Angelrute muss allerdings zwei Charaktereigenschaften aufweisen: eine sensible Spitze und ein dem Zielfisch und Gewässer angepasstes Rückgrat (fast, ex fast). Eine sensible Spitze ist dringend nötig, um den im gleich folgenden Porträt vorgestellten Köder die passende Aktion zu verleihen. Hier muss mit leichten Animationen gearbeitet werden, welche eine harte Spitze nie fein genug übertragen kann.
Die Kampfkraft eines Dickkopfes im Drill hängt sehr stark mit der Beschaffenheit des Gewässers zusammen. Durch Faktoren wie Fließgeschwindigkeit, Hängergefahr, Durchschnittsgröße, Tiefe und auch Jahreszeit seid ihr gezwungen, eure Ausrüstung gewässerspezifisch anzupassen. Auch wenn Döbel, wie allgemein bekannt, nicht zu die größten Kämpfern zählen, wissen vor allem kapitale Fische die Strömung clever zu nutzen. Im Folgenden werde ich euch nun jeweils eine Kombo für drei verschiedene Gewässertypen (leicht, mittel, schwer) vorstellen. Diese wird in den wenigsten Fällen auf euer Gewässer 100% passen. Ihr habt allerdings so einen guten Überblick und müsst nur noch Feinheiten an der Zusammenstellung ändern.
Leichte Kombo
Euer Gewässer(-abschnitt) ist ein See oder ein langsam fließender, flacher Fluss mit minimaler Hängergefahr und guten Drillmöglichkeiten: Die Rute sollte eine ungefähre Länge von 2,10 m und ein Wurfgewicht von 7g aufweisen. (Das max. Wurfgewicht sollte niemals 7g unterschreiten!) Kombiniert mit einer 1000er-Rolle und einer monofilen Hauptschnur mit 3,5 kg Tragkraft befindet ihr euch auf einem guten Weg. Ein Fluorocarbon-Vorfach ist nicht nötig. Der Köder wird direkt an die Hauptschnur geknotet, ein Snap ist absolut fehl am Platz und würde die Bissquote drastisch reduzieren! Leichte Spinnruten im Shop.
Mittlere Kombo
Ihr fischt an einem Fluss mit mäßiger Strömung, normalem Uferbewuchs und guten Döbeln: Hier fällt meine Auswahl insgesamt eine kleine Nummer stärker aus. Die Länge der Rute ist nun abhängig von den Drillmöglichkeiten und Uferbewuchs, sollte aber 2,10 m nicht überschreiten. Das Wurfgewicht sollte sich im Bereich bis 10 g bewegen, um guten Fischen in der Strömung Paroli bieten zu können. Passend dazu eine 1000er-2500er-Rolle und monofiler Hauptschnur mit einer Tragkraft von 3,5 – 4 kg. Ein Fluorocarbon-Vorfach ist nicht zwingend nötig, allerdings zwecks Abriebfestigkeit empfehlenswert, sobald ihr Gefahr lauft, häufig mit Uferbewuchs in Kontakt zu kommen. Mittelschwere Baitcasting- und Spinnruten im Shop.
Schwere Kombo
Hängerreiches Gewässer mit überhängendem Uferbewuchs und schnelleres Wasser, in das sich ein gehakter Fisch während des Drills flüchten kann?: Nun ist Schluss mit Drillspaß am feinen Gerät! Mit einer 15 g-Rute und 2500er-Rolle bespult mit PE ca. 4 – 5 kg (z.B. 0.8 PeeWee) seid ihr gut beraten. So könnt ihr einen guten Fisch – auch gegen die Strömung – zu euch drillen, wenn es der Uferbewuchs nicht erlaubt, dem Fisch entgegen zu kommen. Mit der Verwendung einer Geflochtenen ist es nun unabdingbar ein Fluorocarbon vorzuschalten. Dieses sollte zwischen 0,20 bis 0,25 mm sein und eine Länge von min. 1,5 m haben, damit die Scheuchwirkung der PE möglichst gering ist. Schwere Baitcaster Ruten im Shop.
Köderempfehlungen und Köderführung
Die drei folgenden klassischen Bugs unterscheiden sich in ihrer Führung nicht. Erspäht ihr einen oder mehrere Döbel, solltet ihr den Bug immer stromaufwärts – im Sichtfeld des Fisches – präsentieren. Normalerweise reicht der durch das Auftreffen des Bugs erzeugte Platscher und die Schwingungen, um Aufmerksamkeit auf sich zu richten. Döbel sind sehr neugierige Fische und begutachten alles, was in ihrer Nähe ins Wasser fällt. Deshalb lasst euren stromaufwärts präsentierten Bug einfach auf die Döbel zutreiben. Ein ins Wasser gefallenes Insekt versucht im Normalfall wieder wegzufliegen oder sich durch Flügelschläge zum Ufer zu retten, dadurch gibt es kleine Wellen ins Wasser ab. Probiert also durch feine Zupfer mit der Rutenspitze den Bug ganz leicht in Schwingungen zu versetzen, um so feine Flügelschläge zu imitieren.
BJ BUG von Bait Breath
Der BJ Bug von Bait Breath ist eine sehr detailgetreue Imitation eines großen Insekts. Durch zwei verschiedene Flügelaufsätze, lassen sich so ein großer Käfer (kl. Flügel) oder eine Motte/Schmetterling (gr. Flügel) imitieren. Der BJ Bug ist mein Lieblingsköder für den großen Hunger und mit einer Flügelspannweite (gr. Flügelaufsatz) von 6 cm ein Garant für kapitale Döbel. Sowohl Gummimischung des Körpers als auch der Flügel sind sehr widerstandsfähig und halten extrem sehr lang.
AIR BAG BUG von Fish Arrow
Der Air Bag Bug von Fish Arrow ist eine im Inneren hohle Insektenimitation aus Gummi. Durch die abstehenden Gummistrahlen, welche Beine, Flügel und/oder Fühler imitieren, wird dem eigentlich schmalen Körper mehr Volumen verliehen. Ich empfehle die beiden kleineren Größen zum gezielten Döbelangeln; mit dem mittleren lassen sich noch etwas besser große Fische selektieren.
RAJA BONE von Geecrack
Der neueste Topwater-Bug im Hause Nippon Tackle: Durch das im Vergleich zum kleinen Körper relativ hohen Gewicht ist der Raja Bone im Gegensatz zu Softbugs weniger windanfällig. So kann er auch bei etwas Wind gefischt werden, ohne dass er unnatürlich schnell über die Wasseroberfläche gepustet wird. Dazu besitzt er – durch das kugelförmige Erscheinungsbild – gute Flugeigenschaften und kann so super an weiter entfernten Spots eingesetzt werden. Ausgelegt auf die Schwarzbarschangelei sind die Fransen zum Döbelangeln m.M.n. zu lang. Deshalb empfehle ich, die Fransen Stück für Stück zu kürzen bis die Bissfrequenz deutlich zunimmt. Es liegen drei Befestigungsringe bei, durch welche der Haken gestochen wird. Diese machen einen sicheren Eindruck.
BUN von Bassday
Der Bun von Bassday ist ein auf der Oberfläche bzw. ganz dicht darunter laufender Crankbait, der vom Aussehen einen Käfer imitiert. Seine Stärken spielt er aus, wenn man ihn so langsam wie möglich gegen die Strömung einholt. Dadurch krault er an der Oberfläche und schiebt eine dicke Bugwelle vor sich her, auf welche die Döbel, vor allem in einer aktiven Phase, gut anspricht. Da große Fische einen dicken Käfer selten verfehlen, kann der Drilling mit guten Gewissen gegen einen Einzelhaken ausgetauscht werden, um unnötige Operationen am Fisch und Kescher zu vermeiden.
Landung, Handling & Präsentation
Das Handling von großen Döbeln ist alles andere als leicht. Dazu zähle ich sowohl die Landung, das Köderlösen sowie eine eventuelle Präsentation für ein schönes Erinnerungsfoto. Im Fall einer Landung rate ich ausschließlich zu einem Kescher. Dieser sollte gummiert sein, noch besser aus einem Silikonnetz bestehen. So wird die Schleimhaut bestmöglich geschont und verfangene Haken lassen sich leicht aus dem Netz lösen. (Übrigens: Ein Silikonnetz nimmt den Gestank des Döbels im Gegensatz zu einem gummierten Netz nicht auf. Wer schon mal seinen gummierten Döbelkescher bei 30 Grad im Auto liegen gelassen hat, wird nach Öffnen der Tür zu 100% auf ein Silikonnetz umsteigen!). Döbel sind extrem glitschige Fische, die selbst im ausgedrillten Zustand fast nie stillhalten. Um unnötig langes Herumhantieren und ein Verletzungsrisiko für sich beim Lösen des Köders zu vermeiden, empfiehlt sich der Einsatz von Schonhaken. Diese widerhakenlosen Einzelhaken lassen sich durch einen kleinen Griff schnell lösen.
Wie bereits angesprochen, lassen sich große Döbel außerhalb des Wasser auch im ausgedrillten Zustand schwer kontrollieren. Aus diesem Grund sollte eine Präsentation – sofern man den Fisch zurücksetzen will – immer ÜBER Wasser erfolgen, so dass er einen „Sturz“ ohne Umweg über trockenen Boden und ohne Verletzung übersteht. Für ein schnelles Erinnerungsfoto bietet sich neben der cyprinidentypischen Haltung als absoluter Favorit – eine Hand in Höhe Brustflossen, die andere hinter die Afterflosse – auch ein “Schwanzwurzelgriff” an. Die Landung und Haltung per sogenannten “Kiemengriff” sollte auf keinen Fall angewandt werden! Hierbei kann leicht die „Tasche“ zwischen Maul und Kiemendeckel reißen oder aber andere unschöne Verletzungen im Kopfbereich können die Folge sein.
Abschluss/Fazit
Ich hoffe, ich konnte euch einen grundlegenden Eindruck über das Topwaterangeln auf die scheuen Dickköpfe vermitteln und ihr schafft es dadurch, den ein oder anderen Fisch zu überlisten, der euch vorher Verzweifeln ließ. Falls ihr spezielle oder detaillierte Fragen habt, könnt ihr diese gerne an mich richten. Ansonsten wünsche ich euch einen schönen Sommer und dicke Döbel! Vergesst Sonnen- und Insektenschutz nicht!
– Robin