Ich liebe das sommerliche Angeln auf Rapfen! Die Fische sind durch ihre oberflächennahen, explosionsartigen Raubzüge oft leicht zu lokalisieren und die Bisse sind auf Sicht einfach der Wahnsinn! Trifft man einen großen Trupp während einer Fressphase an, kann es oft ganz schnell gehen und man hat mehrere Fische auf der Habenseite. Im Fressrausch scheint dann alles zu funktionieren – Hauptsache, es bewegt sich blitzartig durch das Wasser.
Frühsommerliche Rapfen sind unfangbar!?
Oft habe ich bereits erzählt bekommen, dass Angler stundenlang im Schwarm standen, dabei allerdings ohne Biss blieben. Die Rapfen schienen dann einfach unfangbar. Dies hielt ich zu mindestens an meinem Gewässer für einen Mythos und machte mir nicht weiter groß Gedanken darum. Dies änderte sich jedoch diesen Frühsommer: Am Spot angekommen, zeigte sich durch mehrere Platscher bereits ein großer Schwarm Rapfen an einer Sandbank.
Freudig montierte ich einen meiner bewährten Stickbaits und ab die Post. Normalerweise bleibt dieser in solchen Phasen keine zwei Würfe unberührt, heute interessierten sich die Rapfen aber nicht für ihn. Auch ein Ministickbait brachte nicht den gewünschten Erfolg. Nachdem ich bald meine komplette Box durchprobiert habe, fing ich langsam an zu verzweifeln.
Selbst auf meinen geliebten Rigge-Wobbler gab es keinen Kontakt. Wenige Zentimeter neben meinen Köder rauben die Rapfen, aber mehr als ein argwöhnisch blickender Nachfolger war mir nicht vergönnt. Ich erinnerte mich an die Erzählungen und stellte fest: auch an meinem Gewässer gibt es die „unfangbaren Rapfen“. Ich finde mich ungern damit ab, an der Nase herumgeführt zu werden.
Die Wende beim Rapfenangeln
Meine Sicht auf die Situation änderte sich schlagartig, als mein Kumpel einen kleinen Brutfisch, nicht länger als ein Daumen, am Wobbler hatte. Kurz darauf sahen wir sie dann auch im Wasser. Es waren so viele, dass es zu Beginn nicht auffiel. Abertausende, quietschfidele Brutfische, welche sich am Leben erfreuten und noch nicht wissen, dass bis Ende des Sommers nur ein Bruchteil von ihnen überleben wird.
Die Rapfen nutzen hier eine sehr effektive Taktik, in dem sie wie ein Torpedo in den Brutfischschwarm schießen. Ihr Ziel ist es, die Fische zu verletzen, irritieren und durch die Verwirbelungen zu einer leichten Beute zu machen. Fast immer sieht man wenige Sekunden später Rapfen buckeln. Hierbei sammeln sie dann die verwirrte Beute auf.
Ziel war es nun genau solch kleine verwirrte Brut zu imitieren, welche für die Rapfen eine leichte Beute darstellen. Sie müssen unsere Köder also nur noch aufsammeln. In den letzten Tagen am Wasser kristallisierten sich dabei zwei Methoden als fängig, welche ich im Folgenden kurz vorstellen möchte.
Mit Spoons auf Rapfen angeln?!
Als ich einen kleinen Forellenspoon in meiner Tasche fand, gab es endlich vermehrt Nachläufer und einige vorsichte Anfasser. Schräg stromauf geworfen lasse ich den Köder mit hochgehaltener Rute und lockerem Schnurbogen mit der Strömung auf mich zu treiben. Mit langsamen Kurbelumdrehungen muss man hierbei den Kontakt zum Köder halten und die lose Schnur aufnehmen. Die Bisse merkt man durch ein leichtes Wippen in die Schnur, da die Rapfen den Spoon einfach nur im vorbeischwimmen einatmen. Eine weitere Möglichkeit ist es, den Spoon im 90° Winkel zur Strömung zu werfen und ihn mit Spannung auf der Schnur gegen die Strömung auf sich zu treiben zu lassen.
Für diese Fischerei eignen sich eher strömungsstarke Bereiche, denn sind die kleinen Kunstwerke noch so schön, im Klaren, ruhigen Wasser lässt sich ein erfahrener Rapfen davon „keinen Spoon aufbinden“. Geeignete Spoons hierfür besitzen eine flache Form und sollten nicht zu schwer ausfallen. Maximal 2-3 cm klein und mit einem Gewicht zwischen 1-3 g passt in den meisten Fällen sehr gut. Hier muss man am Wasser einfach etwas rumprobieren und nach Wind, Strömung und Wurfweite den passenden Spoon finden.
Getwitchte Brut – Rapfenangeln mit dem Split Shot & Carolina Rig
Die Technik, die bei mir ab dem ersten Wurf vollstes Vertrauen genoss, ist der Flash J 1.5“ am Rig. Hier für eignen sich besonders das Carolina-Rig und das Split-Shot-Rig. Bei leichter Strömung tendiere ich zum Split-Shot-Rig.
Hierfür wird einfach ein Quetschblei circa 30 cm oberhalb des Köders direkt auf das FC-Vorfach gequetscht. Mehr ist es nicht, ganz easy und vor allem unauffällig, wie es nur die freie Leine besser kann.
Der Nachteil allerdings liegt im geringen Gewicht. Meistens werden Quetschbleie nicht schwerer als 2 g angeboten. Somit erreichen wir keine weit entfernten Spots, denn quetschen wir mehrere Bleie hintereinander wird das ganze auffällig und durch den höheren Luftwiderstand blöd zu werfen.
In diesem Fall eignet sich das Carolina-Rig besser, denn Bullets gibt es mittlerweile in vielen Gewichten aus Tungsten, was das ganze nur minder auffälliger macht als das Split-Shot-Rig. Auf das erste FC-Vorfach (ca. 1,5 m per FG-Knoten mit der PE verbunden) wird ein Bullet und ein kleiner Gummistopper als Knotenschutz aufgezogen.
Danach folgt ein Pitzenbauerring und das eigentliche FC-Vorfach, welches solang gewählt wird, wie man das Bullet vor dem Köder haben möchte. Der kleine Flash J imitiert die frische Brut einfach perfekt und wird auf einen Singlehook gezogen, welche per Rapala-Knoten ans Vorfach verbunden wird.
Eine Glasperle kann man optional nach dem Bullet schalten. Allerdings verzichte ich bewusst darauf, da ich an viel befischten Gewässern die Erfahrung gemacht habe, dass die Rapfen Geräusche wie Rasseln oder Klickern meiden.
Die Rigs werden in stärkerer Strömung stromauf geworfen und dann mit Zupfern in die lockere Schnur langsam eingeholt oder auf sich zu treiben gelassen. Bei ruhigem Wasser führt man sie am besten langsam mit oder gegen die Strömung getwitcht (ansonsten würden sie zu tief laufen).
Wichtig ist es, zwischendurch immer wieder Pausen einzulegen, in denen der Köder erst unter der Oberfläche weitergetrieben wird und dann dem Bullet langsam in die Tiefe folgt.
Meine Angelausrüstung zum Rapfenangeln
Im Gegensatz zum Twitchen mit Wobblern, bei dem man meistens kurze Ruten verwendet, kommen bei den eben vorgestellten Methoden Längere zum Einsatz. Geeignet hierfür sind Ruten zwischen 230-270 cm mit einem Fast Taper, wobei die Länge mit der Entfernung des Spots zunehmen sollte. Die Vorteile liegen auf der Hand: erstens hat man mit einer längeren Rute eine höhere Wurfweite, zweitens – und m.M.n. am wichtigsten – kann man mehr Schnur von der Wasseroberfläche in die Luft nehmen.
Dies macht die Bisserkennung und Köderkontrolle um einiges leichter, als wenn die Schnur durch verschiedene Strömungen mehrfach geschlängelt wird. Weiterhin kann man die Schnurspannung erhöhen und der leichte Köder sinkt langsamer ab. Trotz der leichten Köder sollte das Wurfgewicht je nach Gewässergegebenheiten, z.B. Strömung und Hindernissen, zwischen 15-30 g liegen, um auch dicken Rapfen jenseits der 70 cm ordentlich Paroli bieten zu können. Denn oft sind es genau die Kapitalen, welche sich jetzt mit verwirrten Brutfischen ohne hohen Energieverbrauch den Bauch vollschlagen.
Die Rolle sollte mit dünner PE (0.8-1.0) bespult werden, um einerseits eine hohe Wurfweite zu erreichen und andererseits auch vorsichtige Bisse zu erspüren. Bei argwöhnischen Rapfen und klarem Wasser empfiehlt sich ein zwei Meter langes FC-Vorfach in der Stärke zwischen 0,23-0,30 mm. Der Köder wird direkt per Rapala-Knoten am Vorfach befestigt, um unnötige, sichtbare Störfaktoren auszuschließen.
Bei beiden Techniken sollte ein stabiler Einzelhaken mit großem Hakenbogen genutzt werden. Hierfür kann es nötig sein, den standartmäßig montierten Singlehook der Spoons gegen einen neuen umzurüsten. Drillinge sollten möglichst vermieden werden, da ein langsam umhertaumelndes Fischen von den großen Futterluken einfach eingesaugt werden kann. Ein Einzelhaken fasst daher sehr sicher und bei anständiger Spannung im Drill kann man auch auf den Widerhaken verzichten.
Rute: Tailwalk Moonwalker EG86M-ti
Rolle: Daiwa Caldia
Hauptschnur: Tailwalk Peewee 1.0
Vorfach: Toray Excellent 0,28 mm
Bullet Weights: DEKA Tungsten Bullet Weight Worm
Einzelhaken: VanFook SP-41Zero, SP-41MB
Soft Baits: Fish Arrow Flash J Slim 1.5, Mukai Yamame Spoon
Den Wind vom Problem zur Hilfe machen
Auch wenn es sich im ersten Moment komisch anhört, aber bei dieser Methode kann der Wind Fluch und Segen zugleich sein. Durch die leichten Köder haben wir bei moderatem Wind ein großen Schnurbogen, welcher in jedem Fall die Köderkontrolle und Animation in hohem Maße behindert. Doch wenn es nicht gerade stürmt, können wir ihn auch nutzen.
Kommt der Wind gegen die Strömungsrichtung bremst der Schnurbogen den Köder ab und er wird knapp unter der Oberfläche gehalten. So bleibt er dauerhaft im Sichtfeld der Rapfen, welche bekanntlich nach oben rauben und schaut aus wie ein verwirrter Fisch, der chancenlos versucht, gegen die Strömung anzukämpfen.
In diesem Fall müssen wir uns um die Animation des Köders nicht kümmern. Viel mehr besteht unsere Aufgabe nun darin, mit einem Auge die lose Schnur unter Kontrolle zu haben und mit dem anderen Auge auf den Köder zu schielen. Den Biss erkennen wir bei dieser Bedingung nämlich ausschließlich durch Sichtkontakt. Dann heißt es schnell 2-3 Meter Schnur einzuholen und den Anhieb zu setzen.
Bei zu starkem Wind haben diese Techniken allerdings ihre Grenze erreicht, das sollte jedem klar sein.
Fazit
Diese Fischerei macht einfach unglaublich Spaß, da man bei jedem Wurf aufs Neue total überzeugt ist, dass dieses Mal der Biss kommen muss. Allerdings muss man sich von vornerein darüber im Klaren sein, dass es immer noch sehr frustrierend sein kann. Denn unter Tausenden Brutfischen eine realistische Imitation zu sein, hat Vorteile für den Schwarm.
So bleibt es eine anstrengende und ausdauernde Angelei bis der Köder zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist und der große Silbertorpedo den Flash J genüsslich unter der Oberfläche einschlürft!
Übrigens: Wie alle Cypriniden sind auch Rapfen keinesfalls dafür geeignet per Kiemengriff präsentiert zu werden. Ein beherzter Griff an die Schwanzwurzel ist hier definitiv angebracht! Erst so macht auch LetGo.LetGrow einen Sinn! Und jetzt ab ans Wasser!