Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen im Frühjahr erwachen unsere Gewässer – aber nicht nur im, sondern auch außerhalb des Wassers – zu neuem Leben. Die Insekten schlüpfen oder verlassen ihre Überwinterungsplätze. Kurze Zeit später summt, brummt und schwirrt es von morgens bis abends und das bis in den späten Herbst hinein. Der reich gedeckte Tisch, über den die Fische in den Sommermonaten verfügen, stellt den Angler jedoch oft vor eine schwer zu lösende Aufgabe.
- Insektenimitate im Sommer
Die Fische hatten nur ein Interesse und das galt den Insekten - Libellen, Fliegen, Heuschrecken und Käfer
Mit lautem Summen kreisen sie elegant und sicher wie ein Hubschrauber - Mission abstürzendes Insekt
Forellenangeln mit Insektenimitaten - Köderempfehlung: IMP Level 2
Auf die richtige Köderführung kommt es an - Haken mit Krautschutz verwenden
Speziell für Käfergummis entwickelte Einzelhaken - Tackletipp: Bait Breath DRA Fla
Das perfekte Libellenimitat
Das äußerst große und vielseitige Nahrungsangebot sorgt dafür, dass die Fische sehr wählerisch werden. Hierbei werden wir Angler fast in die Verzweiflung getrieben, wenn jeder noch so täuschend echt und verlockend präsentierte Köder verschmäht wird. Eine Zeit lang nahm ich daher in den Sommermonaten neben der Spinnrute auch immer eine Fliegenrute mit ans Gewässer. Blieb der Erfolg auf Blech oder Gummifische aus, versuchte ich mein Glück mit der Fliegenrute. Der Erfolg ließ meistens nicht lange auf sich warten. Hatten Döbel, Forelle und Barsch bis eben noch meine Köder ignoriert, konnte ich nun mit diversen Insektenimitationen punkten.
Insektenimitate im Sommer
Das, was die Fische jetzt wollten, waren nämlich keine – wenn auch aus Anglersicht perfekt präsentierte – für die Fische jedoch langweilige Blech- oder Gummiköder. Die Fische hatten nur ein Interesse und das galt den Insekten, die kurz über der Wasseroberfläche ihre Runden drehten. Kaum war eins dieser Insekten auf dem Wasser gelandet oder bei einem etwas tollkühnen Flugmanöver auf die Oberfläche gestürzt, verschwand es mit einem schmatzenden Geräusch in einem Fischmaul. Fühlt man sich in einen Fisch ein, der im Hochsommer auf Nahrungssuche ist, stellt man schnell fest, dass ein Fisch zu dieser Jahreszeit gar nicht suchen muss. Das Futter kommt so zu sagen zu ihm. Er muss nur etwas abwarten und es dann von der Oberfläche pflücken. Wir würden sicherlich im Hochsommer auch keinem Eiswagen hinterherrennen, wenn ein anderer direkt vor unserem Haus hält.
Libellen, Fliegen, Heuschrecken und Käfer
Neben Insekten, wie Fliegen, Heuschrecken, Spinnen oder Käfern, die die Gewässer im Sommer bevölkern, fiel meine Aufmerksamkeit immer wieder auf die majestätisch anmutenden Libellen mit ihren Flugkünsten. Mit lautem Summen kreisen sie elegant und sicher wie ein Hubschrauber durch Schilf und Röhricht oder umkreisen den Angler, um dann kurzzeitig in sicherer, für uns aber greifbarer Nähe, vor uns in der Luft zu verharren. Der Schein ihrer Unantastbarkeit trügt jedoch.
Auch Libellen landen immer wieder in einem Fischmagen. Wer schon einmal gesehen hat, welchen Wirbel eine Libelle nach einer Fehllandung oder eines Flugfehlers auf der Wasseroberfläche veranstaltet, der kann verstehen, warum die Fische sich diesen Happen nicht entgehen lassen möchten und somit nicht lange auf sich warten lassen. Aber auch bereits im Larvenstadium oder zur Zeit des Schlupfes dienen sie hungrigen Fischen als leichte Beute.
Mission „abstürzendes Insekt“ – Forellenangeln mit Insektenimitaten
Seitdem sich die Ködervielfallt durch den Einzug des modernen Spinnfischens in den Angelläden und den Onlineshops extrem verändert und weiterentwickelt hat, kann ich meine Fliegenrute getrost zu Hause lassen. Während die DRA FLA und der BJ BUG von Bait Breath oder die BIG SPIDER Micro von Gancraft ganz klar erkennen lassen, dass es sich hierbei um Insekten (bzw. Spinne) handeln soll, muss man bei einem Gummiköder, wie dem IMP Level 2, schon um die Ecke denken, um zu erkennen worin die Stärken dieses Köders liegen werden bzw. wie hiermit ein Insekt oder gar ein Libelle simuliert werden soll.
Nach ein paar Tagen stand das erste Testfischen an einem kleinen Bach vor meiner Haustür an. Als Freund kleinere Fließgewässer konnte ich oft beobachten, wie abgestürzte Grashüpfer oder Fluginsekten zur Beute einer Rotgetupften wurden. Dies geschieht immer nach dem gleichen Muster. Die Forellen stehen dicht am Ufer und warten in der Nähe von überhängenden Ästen, Halmen oder Grasbüscheln auf leichte Beute. Ich musste also ein Insekt imitieren, das nach einem vermeintlich ungeschickten Kletter- oder Flugversuch in der Nähe solcher Ufergewächse ins bzw. aufs Wasser fällt.
Schnell war die erste DRA FLA (von engl. Dragonfly für Libelle) an einem feinen Devil Down Shot Haken von VanFook montiert. Die Präsentation des Libellenimitats gestaltete sich als schwierig, da ich nun versuchte, so nah wie nur möglich meinen Köder im Bereich überhängender Schilfhalme auf dem Wasser landen zu lassen. Nur allzu oft warf ich anfangs ein paar Zentimeter zu weit und somit in statt vor die Halme. Nachdem ich sichergehen konnte, an dieser Stelle vorerst für genug Unruhe gesorgt zu haben, suchte ich mir die nächste markante Stelle, die in etwa fünf Meter Entfernung auf der gegenüberliegenden Uferseite aus einem überhängenden Grasbüschel bestand. Der erste Wurfversuch klappte auf Anhieb, und die DRA FLA landete knapp vor dem Büschel im Wasser. Kaum auf dem Wasser gelandet, zappelte die erste Forelle am Haken – die Mission „abstürzendes Insekt“ hatte zum ersten Mal Erfolg.
Im Laufe der Zeit konnte ich auf diese Art viele schöne Fische, darunter Barsche, Döbel und insbesondere Bachforellen landen. Als Präsentationsvariante ergab sich bei der DRA FLA die Möglichkeit, eine sich im Schlupf befindende und somit völlig hilflose Libelle nachzuahmen. Hierzu trennte ich die Flügelpaare vom Körper ab und bot den Köder zwischen den Schilfhalmen im etwa hüfttiefen Uferbereich eines klaren Sees an. Mit einer entsprechend zusammengestellten Spinnrute im L-Bereich ließ sich der Köder ohne zusätzliche Bebleiung an einer 16er Monofilen ganz passabel werfen. Nach dem Aufkommen auf dem Wasser begann ich sofort mit leichtesten Zupfern aus der Rutenspitze. Das langsame Absinken und Zittern des Köders sorgte sehr bald für Drillspaß.
IMP Level 2 – Auf die richtige Köderführung kommt es an
Der IMP Level 2 in 3 Inch, der eigentlich zunächst in keinster Weise an ein Insekt oder gar eine Libelle erinnerte, aber mein Interesse geweckt hatte, bewies seine Stärke vor allem dann, wenn, wie anfangs beschrieben, die Fische auf abgestürzte, hektisch ums Leben kämpfende Fluginsekten eingestellt sind. Das Geheimnis dieses Köders ist nämlich nicht seine äußere Erscheinung, sondern der Effekt, der mit der richtigen Köderführung erreicht wird. Der IMP Level 2 wird körpermittig angeködert und direkt an Hauptschnur gebunden. Mit einer Rute, die möglichst über ein Fast- oder sogar Extrafast-Taper verfügen sollte, versetzt man nun den so montierten Köder aus dem Handgelenk an der Wasseroberfläche in leichte Vibrationen. Hierzu ist etwas Übung und Feingefühl notwendig, das Ergebnis ist aber sehr effektiv. Auf der Wasseroberfläche entstehen ähnliche Verwirbelungen, wie man sie sonst von einer mit den Flügeln ums Leben kämpfenden Libelle oder eines anderen größeren Fluginsekts her kennt.
Tipp: Haken mit Krautschutz verwenden!
Wer auch unwegsame Stellen am Gewässer nicht scheut und auch keine Angst vor Hängern hat, dafür aber möglichst nah am Fisch angeln möchte, kommt bei der Verwendung der Insektengummis nicht um den Einsatz von Haken mit Krautschutz herum. In der Praxis bewährt haben sich der DS-21WB von Vanfook und der speziell für Käfergummis, wie dem BJ BUG, entwickelte WORM 164 „Mushi Hook“ von Decoy. Der oft als etwas störend empfundene Krautschutz passt sich perfekt als Fühler oder Beinpaar getarnt in das Köderbild von Insekten ein.
Bait Breath DRA Fla – Das perfekte Libellenimitat
Das Besondere der DRA FLA sind der ausgehöhlte Körper und die drei Öffnungen am Schwanz. Je nach Montage übernehmen diese Öffnungen unterschiedliche Funktionen. Gehen wir davon aus, dass wir eine ins Wasser gefallene Libelle anbieten möchten, so montiert man die DRA FLA an einem feinen Einzelhaken, der so in Längsrichtung durch den Körper geführt wird, dass die Öffnungen im Körper nach unten zeigen. Dies ist wichtig, da sich so Luftbläschen in ihnen sammeln können und die DRA FLA somit an der Wasseroberfläche schwimmt. Mit feinen Vibrationen aus der Rutenspitze bekommt die DRA FLA nun Leben eingehaucht. Eine weitere Montagemöglichkeit ergibt sich durch die Verwendung mit einem kleinen Jigkopf mit der Hakengröße 4 und einem
Gewicht von etwa 0,9 – 3,5 Gramm, wie etwa dem VJ-75 Plus Guard oder VJ-74 Plus Magic von Decoy. Hier fällt auf, dass der Jigkopf nicht wie üblich vor dem Softbait sitzt, sondern in der DRA FLA verschwindet. Genauer gesagt sitzt der Jigkopf im Körper der Libelle, während die Hakenspitze durch eine der Öffnungen im Schwanz wieder herausgeführt wird. Die so montierte DRA FLA schwimmt jetzt zwar nicht mehr, kann aber auf besonders verführerische Weise unter Wasser gefischt werden. Die seitlich angebrachten Flügelpaare verhindern ein geradliniges Absinken der DRA FLA und sorgen dafür, dass sie elegant durch das Wasser segelt.
Sollten die Fische nicht auf Libellen an der Wasseroberfläche reagieren, besteht bei der DRA FLA auch die Möglichkeit eine sich im Schlupf befindenden Libelle nachzuahmen. Hierzu muss man lediglich die beiden Flügelpaare am Körper abtrennen und die DRA FLA nimmt das Erscheinungsbild einer gerade geschlüpften Libelle mit noch angelegten Flügeln an. Wer die DRA FLA jetzt gezielt im Bereich von Schilf, Röhricht bzw. Ufergewächsen einsetzt, wird nicht lange auf den ersten Biss warten müssen. Entweder zupf man die DRA FLA nun wie bereits beschrieben am Einzelhaken an der Wasseroberfläche entlang oder man lässt sie am montierten Jigkopf auf den Grund sinken, um dort nach hungrigen Räubern zu suchen. Die DRA FLA lässt sich auch am Splitshot-Rig über den Grund führen oder komplett weightless fischen. Hierdurch entsteht für einen Räuber noch leichter der Eindruck, eine hilflose Beute vor sich zu haben (…)
So, ich denke das reicht für einen erfolgreichen Start beim Angeln mit Insektenimitaten. Falls du Insektenblut geleckt hast, kann ich dir noch Robins Artikel Angeln auf Döbel, u.a. mit Topwater-Insekten empfehlen! Alle in den Artikeln genannten Insektenimitate findest du natürlich bei uns im Shop unter Insekten. Viel Spaß beim stöbern und ausprobieren. Und ganz wichtig: Wenn du Fragen zum Thema hast, dann ab damit in die Kommentare. Tight lines, Olaf.