Barsch, Baitcast und die „M-Klasse“ – Rutenvergleichstest mit der Tailwalk Fullrange

Glaubt man den Aussagen verschiedener Angler in Foren, auf Social Media oder auch im Bekanntenkreis, so führt für den versierten Barschangler aber auch Einsteiger wohl kein Weg an einer Baitcaster mit „Medium“ Power vorbei.

Barsch, Baitcast und die „M-Klasse“ – Rutenvergleichstest mit der Tailwalk Fullrange

Glaubt man den Aussagen verschiedener Angler in Foren, auf Social Media oder auch im Bekanntenkreis, so führt für den versierten Barschangler aber auch Einsteiger wohl kein Weg an einer Baitcaster mit „Medium“ Power vorbei. 

Mit Blick auf meinen ohnehin schon großen Rutenwald musste ich jedoch feststellen, dass genau dort eine Lücke klaffte. Schnell war für mich klar – solch eine scheinbar super universell einsetzbare Rute wird unverzüglich benötigt! 

Dass es eine Rute aus dem Hause Tailwalk werden sollte, stand schnell fest, da meine Erfahrungen hier bislang immer überaus positiv waren. Direkt ins Auge fasste ich das Fullrange Line-Up. 

Neben ein paar älteren Modellen und Sondereditionen hat Tailwalk für 2022 diese sehr erfolgreiche und beliebte Range nun leicht überarbeitet auf den Markt gebracht. Schwere Entscheidung – und so fand sowohl eine „alte“ als auch „neue“ Rute den Weg zum Test zu mir. 

Ob das 22er Modell überzeugt und so an den Erfolg der alten Serie anknüpfen kann, lest Ihr im in diesem Artikel.

Tailwalk Fullrange: Erster Eindruck und Vergleich

Zu Beginn gibt es wieder einmal die Gegenüberstellung der wichtigsten „Rohdaten“ der Ruten, welche zum Test und Vergleich den Weg zu mir gefunden haben:

Serie u. ModellFullrange C68M/CCFullrange C610M
Länge6‘8“ ft / 2,03m6‘10“ ft / 2,08m
Wurfgewicht lt. Hersteller5-21g5-21g
Schnurklasse6-20 lbs6-20 lbs
Taperfastfast
Teilung2-teilig1+1 (Griff)
Transportlänge106cm177cm
Gewicht129g112g
Grifflänge~25cm/ ~36cm~24,5cm/ ~35cm

Weitere Angaben zu den Modellen findet Ihr direkt bei uns im Nippon Tackle Shop:

Zur Tailwalk Fullrange C68M/CC

Zur Tailwalk Fullrange C610M

Beide Ruten sind bezogen auf Wurfgewicht, Power Rating und Taper des Blanks laut Hersteller gleich. Hier lag auch mein Fokus. Ebenso ist die Differenz der Gesamtlänge gering. 

Eine der wesentlichen Unterschiede, welche sich auch später beim Transport ans Wasser bemerkbar machen sollte, ist die Teilung. So steht die Abkürzung „CC“ im Namen beim älteren Modell für „Center Cut“, was sich in einer mittigen Teilung der Rute und somit geringeren Transportlänge widerspiegelt. 

Hingegen wurde beim neuen Modell auf eine 1+1 Teilung zurückgegriffen. In der Praxis bringt dies zwar eventuelle Transportschwierigkeiten mit sich, auf der anderen Seite jedoch sollte der Blank dadurch eine bessere Aktion und Übertragung erhalten. Im ersten Eindruck nach dem Auspacken machte sich dies auch direkt bemerkbar. 

So fällt der Blank des alten Modells aufgrund der mittigen Teilung ab der Mitte bis zur Spitze etwas stärker aus, was sich auch durch eine minimal straffer wirkende  Aktion der Rute bemerkbar macht. 

Die neue C610M (link) ist hier dünner und wirkte „sensitiver“. Der etwas robustere Aufbau der C68M/CC (link) in Kombination mit dem durchgehenden EVA-Reargrip führen vermutlich auch zum Gewichtsunterschied von 17g im Vergleich zum neuen Modell. 

Auf dem Papier liest sich das jedoch schlimmer, als es sich in der Realität anfühlt. Beide Modelle liegen leicht und ausgewogen in der Hand.
Ebenso wie beim Rutenvergleich der Tailwalk EGinn mit der Tailwalk Crimson (Link: XXXX) habe ich die Biegekurve der Rute bei mir Zuhause mit Rolle und Schnur bei verschiedenen Belastungen dokumentiert und verglichen.

Biegekurve C68M/CC (oben) und C610M (unten) bei 250g Belastung

Schon bei mäßiger Belastung sind feine Unterschiede erkennbar. Der Blank des 2022er Modells ist deutlich Spitzenbetonter.

Biegekurve C68M/CC (oben) und C610M (unten) bei 500g Belastung

Unter stärkerer belastung ist die ausgeprägtere Aktion der neuen Rute ebenfalls deutlich zu erkennen. In der Praxis sollte sich dies in einer besseren Feinfühligkeit gerade im Bereich des unteren Wurfgewichtspektrums äußern. 

Außerdem ist eine etwas bessere Aufladung im Wurf zu erwarten. Auf der anderen Seite lässt sich dadurch aber vermuten, dass das Einsatzspektrum in bestimmten Bereichen etwas unterschiedlich ausfällt. Hierzu aber später mehr im Praxistest.

Bezüglich der oben genannten Griffteilung der neuen Serie hier noch ein Hinweis: Die Steckverbindung sitzt, neu ausgepackt, ungewohnt straff und hat sich anfänglich nur extrem schwer zusammenstecken und wieder auseinanderziehen lassen. 

Zunächst war ich dadurch etwas verunsichert, ob ich eventuell ein „Montagsmodell“ erwischt hatte oder es bei anderen Ruten genauso ist. Wie sich herausstellen sollte braucht es nur ein wenig Zeit und mehrmaliges Verbinden und wieder lösen. 

Nach zwei drei Einsätzen am Wasser hat es gepasst. Man benötigt zwar immer noch etwas Kraft, aber definitiv keine Gewalt! Lasst Euch hiervon also nicht verunsichern, falls dies bei Eurer Rute anfänglich auch so sein sollte. 

Zum Schluss sei hierzu außerdem erwähnt: lediglich drei der !15! neuen bzw. neu aufgelegten Modelle sind 1+1 geteilt – der Rest kommt einteilig.

Griff- und Rutendesign

Bezüglich des Griffs setzt Tailwalk beim 22er Modell nun auf einen Kork/EVA Split Grip, sowie bei den Modellen mit durchgehenden Griffen gänzlich auf Kork.

Auch der Rollenhalter hat sich geändert und so findet sich ein extra für die Serie neu designter und sehr gut in der Hand liegender FUJI Rollenhalter mit Tailwalk Logo an der Rute wieder.

Ansonsten sind beide Ruten im Großen und Ganzen schlicht schwarz gehalten, kommen  ausgestattet mit FUJI Beringung und ein paar wenigen goldenen Akzenten. Alles in allem kann man das Design der Fullrange-Serie als schlicht und edel bezeichnen. Mir hat es schon immer gefallen! 

Innerhalb der 2022er Serie gibt es dennoch eine kleine Neuerung: eine dezente „Farbcodierung“ mittels Zierwicklung vor dem Rollenhalter. Diese soll dabei helfen, die Ruten bezüglich ihrer Einsatzbereiche schneller zu identifizieren und voneinander zu unterscheiden. 

So kommt z.B. Beispiel das von mir gewählte Modell C610M mit einer schwarzen Zierwicklung daher, was sie als „Versatile“ markiert. Diese Modelle sind vom Blank und Ringaufbau so entwickelt worden, dass ein möglichst breites Spektrum an Ködern mit verschiedenen Führungsstilen eingesetzt werden kann. 
Genauere Details zu der Codierung lest Ihr aber am besten genauer im Shop (link) oder auf der tailwalk.jp Seite selbst nach.

Barsch, Baitcast und die „M-Klasse“ – Rutenvergleichstest mit der Tailwalk Fullrange
Barsch, Baitcast und die „M-Klasse“ – Rutenvergleichstest mit der Tailwalk Fullrange

Der Praxitest

Nun galt es, die gewonnenen ersten Eindrücke in der Praxis zu überprüfen. Hierfür habe ich beide Ruten im Wechsel entweder mit einer Daiwa Alphas SV TW 800  bzw. der Tailwalk Fullrange Avail Custom 81L/AC-F12 gefischt. 

Als Besonderheit sei hier direkt erwähnt, dass ich als Hauptschnur auf Fluorocarbon zurückgegriffen habe. Die sich daraus ergebenden Besonderheiten bzw. Unterschiede spreche ich später bei den entscheidenden Punkten an.

Wurfweitenvergleich

Mein erster Eindruck der beiden Ruten sollte sich auch beim Thema Wurfweite bestätigen. Ich habe mir zur Verdeutlichung hierzu am Wasser die Zeit genommen die Weiten bei verschiedenen Wurfgewichten zu ermitteln und für Euch zusammenzufassen. 

Getestet wurde an einem Tag mit wenig Seitenwind und Stabgewichten aus Tungsten. Nach dem Auswerfen habe ich die Kurbelumdrehungen gezählt, bis das Gewicht wieder komplett eingeholt war. 

Mittels des Schnureinzugs pro Kurbelumdrehung der Rolle habe ich dann daraus die Distanz errechnet. Mit jedem Gewicht wurden drei Würfe durchgeführt und die Entfernung gemittelt. 

Als Rolle wurde für den Test die Daiwa Alphas genutzt, welche mit etwa 75m Fluorocarbon mit 10lbs Tragkraft (0,26mm) bespult war. Außerdem sei zu erwähnen, dass ich bei weitem noch sicher kein Baitcast-Profi bin. 

Im folgenden aufgelistet findet Ihr aber nun meine so ermittelten Werte:

GewichtWurfweiteWurfweite
C68M/CCC610M
5g~26m~30m
7g~34m~37m
10g~46m~48m
14g~54m~56m

Bitte beachtet: Meine Testbedingungen waren idealisiert und solch ein Stabblei hat in der Luft einen sehr geringen Widerstand. Je nach Form des real eingesetzten Köders sowie der Schnur und Rolle können bei gleichem Gewicht also unterschiedliche Entfernungen zu Stande kommen. Für den Vergleich sollten die Ergebnisse aber aussagekräftig genug sein.

Generell fällt auf, dass das 22er Modell bei jedem Wurfgewicht die Nase etwas vorn hat. Dies liegt sicher an der Eingangs beschrieben etwas anderen Aktion der Rute. 

Außerdem bestätigte sich hier mein Eindruck, welchen ich beim fischen mit verschiedenen Ködern  bereits gewonnen hatte: Durch die sensiblere Spitze des neuen Modells sind Köder mit einem Gewicht ab 5g definitiv gut fischbar. 

Das Modell C68M/CC fällt insgesamt doch einen kleinen Tick straffer aus, was sich in einer etwas schlechteren Wurfdistanz als auch minimal schlechteren Sensibilität bei leichten Ködern bemerkbar macht. 

So finde ich das vom Hersteller angegebene Wurfgewicht von 5-21g beim Modell C610M definitiv korrekt gewählt, wohingegen das ältere Modell nach meinem empfinden erst ab 7g wirklich gut performt. 

Und auch wenn ich es nicht mit „Messdaten“ erfasst habe – auch die angegeben 21g Wurfgewicht schaffen beide Ruten. Dort ist dann aber definitiv Schluss. Perfekt arbeiten beide Modelle nach meinem empfinden etwa im Bereich von 7-18g.

Köder und Führungsstile

Natürlich ist für einen Rutenvergleich aber nichts wichtiger als die Erfahrungen, welche man beim fischen am Wasser sammelt. Ich hatte beide Ruten bis zum Verfassen dieses Berichts etwa 2 Monate lang bei mehreren Ausflügen mit am Wasser. 

Ausprobiert wurden wie immer verschiedene Köder und Rigs, sowie unterschiedliche  Führungsstile. Hierbei wurde schnell klar: Beide Ruten sind wie erwartet sehr universell einsetzbare Arbeitstiere und somit genau das, wonach ich gesucht habe.

Angefangen bei bodennahen Anwendungen wie Texas-, Carolina- oder Free- Rig, über Twitchbaits bis hin zu kleineren Searchbaits wie z.B. Cranks oder Chatterbaits. 

Das Animieren von Rigs empfand ich mit dem Modell C610M durch die feinere Spitze etwas gefühlvoller. Während der Tests am Wasser habe ich häufig mit dem Free-Rig und Gewichten zwischen 5 und 7g mit Krebsimitaten von 2,5 bis 4 Inch gefischt.

Über die Zeit hinweg stellte sich heraus, dass beide Ruten eine super Übertragung haben und ich selbst feine Bisse problemlos erkennen konnte – und das trotz des Einsatzes von Fluorocarbon! Im Drill arbeiten die Ruten auch schon bei kleineren Fischen wunderbar und puffern so das typische Barsch-Schütteln perfekt. Dennoch merkt man zu jeder Zeit die M-Power und auch bei größeren Fischen hat man genügend Rückgrat, um diese sicher zu landen. 

Des Weiteren habe ich auch viel mit Crankbaits und Twitchbaits gefischt. Hier sind beide Ruten ebenso gut geeignet, wobei das Modell C68M/CC durch die etwas straffere Spitze besser mit etwas größeren Baits klarkommt. 

Dennoch gibt es natürlich Grenzen. So würde ich mit keiner der beiden Modelle große und tieflaufende Crankbaits verwenden, da diese zu viel Widerstand im Wasser aufbauen und damit die Ruten „überladen“. Kleinere Shallow- bzw. Medium Runner, wie  z.B. der Zipbaits B-Switcher MDR Midget, lassen sich jedoch problemlos präsentieren und zielgenau auf super Wurfdistanzen befördern. 

Gerade der B-Switcher (link) brachte mir im Testzeitraum auch einige schöne Barsche und sogar Zander ans Band. Beim Twitchen habe ich verschiedene Minnows zwischen 7 und 10 cm getestet, wie z.B. den Megabass Vision Oneten Jr. oder aber Zipbaits Trickshad 70 SP (link). Auch diese Führungsmethode und Köderart lässt sich mühelos an der jeweiligen Kombo fischen. 

Zum Schluss sei noch kurz das Thema „Jiggen“ angesprochen. Da ich mit Fluoro anstatt Geflecht als Hauptschnur gefischt habe war dies natürlich nicht optimal möglich, da das Anstarten des Köders zu einem gewissen Maße durch die Dehnung der Schnur verpufft ist. 

Außerdem hatte ich Probleme bei der Bissverwertung, da der Anhieb bei Bissen in der Absinkphase ebenfalls häufig „verpuffte“. Wer hier nun aber auf PE als Hauptschnur setzt wird auch beim Jiggen oder Faulenzen von Gummifischen am Jigkopf bzw. anderen Ködern wie z.B. Jigspinnern keine Probleme haben.

Mein Fazit

Mit der Fullrange 22er Serie hat Tailwalk wieder einmal vieles richtig gemacht. Das ohnehin schon sehr große Line-Up wurde nun nochmals erweitert und verbessert. 

Ob Spinning oder Casting – sowohl für  unterschiedliche persönliche Vorlieben als auch praktische Anwendungsbereiche steht nun eine Rute parat. 

Bei dem von mir getesteten Modell im M-Power Bereich kann ich nur festhalten: Perfekt! 

So werde ich persönlich auch die C610M der 22er Serie in meinen Rutenwald aufnehmen. Letzten Endes ist es aber eine persönliche Entscheidung, für welches Modell aus welcher Serie man sich entscheidet. 

Wer z.B. auf eine Zweiteilung der Rute nicht verzichten kann, ist bei der älteren Serie und den CC-Modellen genau richtig aufgehoben und muss kein bisschen Qualität missen.

Wem also nun der „Tackleaffe“ im Nacken sitzt – hier geht’s direkt zu den neuen Fullrange ’22 Modellen

Tight Lines, 

Nico