Im Rahmen unserer Artikelserie Angeln mit Krebsimitaten werde ich – Sebastian – heute ein wenig tiefer in die Thematik Barschangeln mit Gummikrebsen einsteigen. Der Barsch ist für mich einer der schönsten und interessantesten heimischen Raubfische. Er ist nicht nur neugierig, sondern auch schlau wie ein Fuchs. Er ermöglicht uns nicht zuletzt deshalb, ihn mit einer Vielzahl von Kunstködern und diversen Techniken das ganze Jahr über zu befischen. Barsche fressen so gut wie alles, was unter Wasser kreucht und fleucht. So darf man sich beim gezielten Barschangeln keinesfalls nur auf Shads versteifen, welche im Freiwasser zweifelsohne einen hohen Stellenwert haben. Nahe am Grund, bevorzuge ich meist Worms oder Creaturebaits bzw. Gummikrebse. Wieso und warum ich beim Barschangeln auf Gummikrebse setze, dass möchte ich euch in den folgenden Zeilen etwas näher bringen und gleichzeitig auf ein paar Besonderheiten beim Angeln vom Belly Boat und dem Kajak eingehen.
- Hart am Grund mit dem Texas Rig
Gummikrebse dort präsentieren, wo sich die natürlich Beute aufhält - Tackle-Tipp: DEKA Bullet Lock!
Schnell & Flexibel vom Texas-Rig auf Carolina-Rig umbauen - Köderführung und Hot-Spots für Gummikrebs
Heavy Cover, Steinschüttungen, Äste und Krautfelder – Gummikrebse richtig führen - Angeln vom Kajak und Belly Boat
Tipps & Hinweise zum Angeln vom Kajak und Belly Boat - Angelzubehör & Echolot
Die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände kurz notiert - Kleidung & Sicherheit auf dem Kajak
Wer lange Spaß haben möchte, sollte sich an ein paar Grundregeln halten! - Gummikrebse an der toten Rute
Gummikrebse passiv geführt
Hart am Grund mit dem Texas Rig
Würmer, Krebse und andere “fressbare” Barschbeute lebt die meiste Zeit des Jahres am Gewässergrund, und genau dort hält unser Zielfisch auch Ausschau. Natürlich gibt es in Abhängigkeit von der Jahreszeit mal mehr und mal weniger Aktion am Boden, wodurch sich für uns aber eigentlich nur die Tiefe der zu beangelnden Hot Spots ändert. Unterm Strich ist am Gewässergrund eigentlich immer etwas los. Also sind unsere Gummikrebse genau dort niemals unbeobachtet! Die meiste Zeit nutze ich für diese Art der grundnahen Barschangelei das Texas Rig. Das klassische Texas Rig besteht aus einem patronenförmigen Bullet Weight, einer Perle und einem Offsethaken. Der Vorteil bei diesem Finesse-Rig besteht darin, dass es konstruktionsbedingt hänger- und krautfrei genau dort gefischt werden kann, wo sich die Barsche hauptsächlich aufhalten – grundnahe Bereiche mit viel Struktur.
Das Bullet Weight sollte nach Möglichkeit aus Tungsten sein. Das ist zum einen weniger umweltschädlich als Blei und bei gleichem Gewicht wesentlich kleiner und somit unauffälliger. Im Vergleich zu einem nomalen Blei-Bullet sind Gewichte aus Tungsten ca. 30% kleiner. Um die Bullet Weights noch ein Stückchen unauffälliger zu präsentieren, setze ich häufig lackierte / beschichtete Gewichte ein, z.B. die schwarzen Tungsten Bullets von DEKA Angelkataloge. Mit der Perle kann man für gewöhnlich etwas spielen und somit wunderbar auf die Tagesform der Barsche reagieren. Glasperlen oder Sounds Beads machen das Texas-Rig eher laut. Plastik oder Gummiperlen leiser. Zum Schluss noch einen möglichst leichten und scharfen Offsethaken montieren und fertig!
Tackle-Tipp: DEKA Bullet Lock!
Ebenso, wenn auch weitaus seltener, setze ich das Carolina Rig beim Barschangeln mit Gummikrebsen ein. Mit dem DEKA Bullet Lock könnt ihr das Texas Rig super schnell und ohne viel Aufwand zu einem Carolina Rig umbauen. In Kombination mit den DEKA Perlen klappt das wunderbar und ich bin auf meinem Kajak schön flexibel. Damit ihr eine Vorstellung davon bekommt, wie winzig klein und trotzdem nützlich das Terminal Tackle ist, habe ich ein paar Bilder meiner montierten Bullet Locks geschossen. Im ersten Bild findet ihr außerdem Informationen zur passenden Schnurstärke, der in Größe M und L erhältlichen Bullet Locks.
Hot Spots für Gummikrebse
Genug der Technik. Zurück zum Fisch! Da muss der Köder schließlich hin, denn es bringt nichts, wenn unsere Gummikrebse Rückwärtssaltos mit „explodierenden“ Scheren machen und kein potentieller Fressfeind in der Nähe ist. Ich suche beim Barschangeln immer erst Struktur. Das heißt Kanten, Sandbänke, Barschberge, Steine, Äste, Bäume und „Heavy Cover Krautfelder“. Steinschüttungen, Äste und Krautfelder bieten aber auch der Beute viel Deckung und ein gemütliches Zuhause. Da sich Kleintiere wie Krebse & Co. gerne an, oder noch besser unter den Steinen und Ästen verstecken, muss unser Gummiköder so nah wie möglich an diese Hot-Spots heran transportiert werden. Hier kommt nun der große Vorteil des vorher schon beschriebenen Texas Rig zum Tragen. Denn ich kann damit hängerfrei und punktgenau über einen großen Stein hinweg fischen und somit den Gummikrebs genau in das Wohn- oder Esszimmer der Barsche bringen.
Köderführung in Zeitlupe
Sobald der Gummikrebs am Gewässergrund angekommen ist, ziehe ich die Montage meist extrem langsam über den Grund. Warum diese Art der Köderführung bei Gummikrebsen so effektiv ist, findet ihr im Leitartikel (…) Am einfachsten funktioniert die Köderführung in Zeitlupe über die Rute. Einfach die Rutenspitze um 30 cm versetzen und dann, während man wieder in die Ausgangsposition wandert, mit der Rolle den Schnurbogen einleiern. Wenn man mit dieser langsamen Technik erst mal Erfolg hatte und vertrauen gefasst hat, geht es über ¼ – ½ Drehungen mit der Rolle noch etwas leichter. In den Pausen kann man etwas variieren und spielen. An manchen Tagen ist „schnell und laut“ der Trumpf, an anderen langsam und mit Pausen von 3 bis 5 Sekunden. Vor allem in der heißen Zone, direkt an einem Hinderniss, darf der Köder möglichst lange verweilen.
Tipp: Wenn ihr einen Stein oder Ast überwerft, kommt ihr irgendwann an den Punkt, an dem ihr das Rig steil vom Grund hochkurbeln müsst, um über das Hindernis zu kommen. Wenn man zu diesem Zeitpunkt Schnur gibt, bis der Köder wieder auf dem Grund angekommen ist, könnt ihr den Gummikrebs mit leichten Zupfern über die Rutenspitze auf der Stelle animieren – Quasi vertikal am Hinderniss. Aber Achtung: Ein ausreichend langes Fluorocarbon-Vorfach zum Schutz der Schnur sollte vorhanden sein. Ansonsten droht Abriss mit Totalverlust der Montage!
Großflächige Areale mit dem Carolina Rig absuchen!
An Kanten, Barschbergen oder Sandbänken muss man den Barsch oft erst etwas großflächiger suchen. Das kann entweder mit dem Texas Rig gemacht werden oder man greift auf das Carolina Rig zurück. Das C-Rig spielt seine großen Stärken hauptsächlich in der langsamen Köderführung und vor allem im Winter aus, punktet bei mir aber auch schnell geführt im Sommer. Dabei ziehe ich das überbleite Rig mit der Rolle etwa einen halben Meter bis einen Meter zügig über Grund. Dabei wirbelt das Bullet bei Grundkontakt nicht nur Sediment auf, sondern sorgt bei Kontakt mit umherliegenden Steinen und Geäst für ordentlich Radau. Als Köder verwende ich bei dieser Methode einen aktionsreichen Bait (wie den SL-Remix), der bei Zug aufsteigt oder während eines „Spin stops“ langsam nach unten sinkt und dabei eigenständig mit den Scheren „paddelt“. Diese schnelle Art der Köderführung mit Gummikrebsen imitiert das Fluchtverhalten der natürlichen Beute und lässt mich effizient großflächige Areale absuchen.
Angeln vom Kajak & Belly Boat
Um alle Spots meiner Gewässer befischen zu können, bin ich die meiste Zeit mit dem Kajak oder Belly Boot unterwegs. Mit den “Kleingefährten” bekommt das Fischen einen ganz eigenen Charme. Ähnlich wie in dem Tunnel eines alten Bachlaufes, wird man in einem Kajak oder Belly Boat schneller “eins” mit seiner Umgebung und bildet eine Art Glocke um sich und den Spot. Für mich machen diese Momente das Barschangeln vom Belly Boat oder Kajak erstrebenswert. Daher bin ich bemüht diesen Zustand, so oft es eben geht, zu genießen. Aber das Angeln vom Kajak oder Belly Boot folgt einigen speziellen Regeln und Einschränkungen, und um genau diese Besonderheiten geht es jetzt.
Punkt 1: Das Tackle
Ich habe auf solch kleinen Gefährten nicht so viel Platz, wie in einem Bass Boot. Klar gehe ich, wenn ich einen großen Tripp über 4 Stunden plane, nie mit weniger als 3-4 Ruten raus, aber das ist dann das Maximum und will wohlüberlegt verstaut sein. Wenn ich ein möglichst breites Spektrum abdecken möchte, brauche ich auch eine möglichst breit gefächerte Auswahl unterschiedlicher Angelruten. So habe ich, neben extrem spezialisierten Kombos, auch einige Allrounder in meinem Besitz.
Bei der Rutenwahl sollte man insbesondere auf die Länge / das Handling achten. Kurze Ruten lassen sich im Sitzen und bei wenig Raum um ein vielfaches besser Fischen. So würde ich nach Möglichkeit immer unter 7ft. Länge bleiben. Meiner Meinung nach Ideal sind 6 – 6.6ft. Nur meine Big Bait Ruten gehen über 7ft. hinaus. Als besonders „allround tauglich“ empfinde ich Ruten mit Regular, Regular/Fast Action und schneller Rückstellgeschwindigkeit. Diese Ruten eignen sich hervorragend zum Jiggen und für Finesse-Rigs unterschiedlichster Art. Ruten mit reiner Fast Action kommen auf meinem Belly Boat eher selten zum Einsatz. Sie grenzen mich einfach zu stark ein.
Neben einer Auswahl diverser Ruten, sollte man sich über den Rest des „mitzuschleppenden“ Tackles Gedanken machen. Der Platz für Köder und Co. ist i.d.R. sehr begrenzt. Daher habe ich gerade bei den Kleinteilen eine strikte Ordnung und ein System nach dem Baukastenprinzip, welches es mir erlaubt, mit wenigen Teilen möglichst viele Rigs und Situationen bedienen zu können. So komme ich normalerweise mit einer prall gefüllten Meiho VS-320 vollkommen aus. Bei den Ködern ist es dann meist Erfahrungs- und Vertrauenssache. Speziell für die Rig Fischerei sind bei mir immer der Bugsy, Flash-J und Beat Craw dabei.
Punkt 2: Angelzubehör & Echolot
Neben der eigentlichen Angelausrüstung kommt die moderne Fischerei nicht ohne weitere Hilfsmittel aus. Das gilt natürlich auch für das Angeln vom Kajak oder Belly Boot. Das wichtigste dabei ist für mich das Echolot! Darüber könnte man nun wohl einen eigenen Bericht verfassen, aber ich möchte zumindest kurz anreißen, was für mich heute unverzichtbar ist. Über Preis und Nutzen von Side- und Downscan-Funktionen kann man länger Diskutieren. Unterm Strich sieht man mit einem “normalen” Echolot (am besten allerdings mit Farbdisplay) auch schon das Meiste. Das Wichtigste für die Spotsuche ist die Tiefenangabe und eine gute Darstellung der Bodenbeschaffenheit! Alles andere ist Luxus – außer GPS. Ich würde mir heute beispielsweise nie wieder ein Echolot ohne GPS kaufen. Das Markieren und Finden kleiner Hotspots ist gerade für standorttreue Fische wie Barsche sehr wichtig. Dazu bieten selbsterstellte Tiefenkarten einen ganz neuen Einblick in die Gewässer und ermöglichen zudem eine bessere Orientierung hinsichtlich der Kantenverläufe.
Ein zweiter, auf dem Belly etwas kniffeligerer Punkt, ist das Fotografieren. Meistens ist man allein unterwegs und somit auf ein „Selfie“ angewiesen. Auf dem Kajak hat man etwas mehr Platz, um die Kamera auf Abstand und auch auf Augenhöhe zu montieren. Auf dem Belly Boat ist das leider alles andere als einfach. Dort muss man sich mit einer Stange oder der Montage in der Nähe des Echos zufrieden geben. Als Kamera nutze ich in allen Fällen eine wasserdichte Kompaktkamera (Pentax WX 90) mit Selbstauslöser. Damit hat man zwar nicht so viele Möglichkeiten wie mit einer ausgewachsenen Spiegelreflex, aber dafür ist eine Flutung des Kajaks nicht gleich mit 4-stelligen Negativbeträgen verbunden ;)
Der letzte Punkt wäre die Landehilfe. Meistens lande ich meine Fische mit der Hand. Bei Wettkämpfen oder Fischen, die ich gerne auf einem Foto festhalten möchte, nutze ich allerdings einen Kescher. Das ist meiner Meinung nach schneller und schont den Fisch. Nutzbar sind prinzipiell alle Watkescher mit kurzem Griff und eine angepassten Netzgröße – je nach Geschmack und größe der Zielfische. Empfehlen würde ich grundsätzlich immer einen Kescher mit gummiertem Netz oder Vollgumminetz. Zum einen wegen des Geruchs, zum anderen sind diese deutlich schonender für Fisch und Haken. Ich nutze seit einiger Zeit den “Mission Wading” von ValleyHill. Durch die Karabiner habe ich auch gleich ein Sicherrungsseil, um ihn am Boot zu befestigen. Kescherverlust ist damit fast ausgeschlossen. Man sollte sich immer über Sicherungsleinen an nicht benutzten Kombos, Keschern, Tackleboxen und Co. Gedanken machen. Die Kleinteile sind sonst schneller über Bord, als man gucken kann. Und das wird dann meist auch nicht billig!
Punkt 3: Safety first – Kleidung & Sicherheit
Sicherheit ist das A und O auf dem Wasser und somit ist eine Rettungsweste immer zu empfehlen! Geschmackssache ist dann jedoch die Art der Rettungsweste. Automatikwesten tragen wenig bis gar nicht auf, sind im Sommer sehr angenehm zu tragen und schränken die Bewegungsfreiheit kaum ein. Nachteil: Als meine Automatikweste das erste Mal “hochging”, musste ich mehr gegen die Panik kämpfen, als das ich mich aufs Schwimmen und Bergen meiner Sachen konzentrieren konnte. Tipp: Ein wenig Luft raus lassen, dann kann man auch wieder normal Schwimmen (…) Hartschaumwesten sind im Wasser deutlich angenehmer. Leider schränken die meisten dieser Westen die Bewegungsfreiheit über Wasser enorm ein und sind im Sommer gerne auch mal etwas wärmer als die Umgebungsluft. Ebenso lässt sich der Auftrieb nicht wie bei Automatikwesten regulieren. Die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Typen muss jeder für sich abwägen. Ich selbst nutze, je nach Vorhaben, beide Versionen. Wobei es bei mir im Sommer auf kleinen Baggerseen auch durchaus Bilder ohne Weste gibt. Dieses verantwortungslose und vorbildlose Verhalten sollte man sich aber nicht abschauen, bitte nicht nachmachen! Für den Winter nutze ich einen Floating Anzug. Das hat den Vorteil, das er nicht nur schön wärmt, sondern auch noch Auftrieb bietet. Eine Schwimmweste über dicken Klamotten zu ziehen macht nach wenig Sinn. Gute Unterbekleidung zum Auf- und Abbau und dann den Floater drüber – fertig! Damit ist man auch für die Winterfischerei bestens gewappnet.
Tipp: Gummikrebse an der Toten Rute!
Ich habe diesen Winter sehr gute Erfahrungen mit großen Gummikrebsen um die 4-5 Inch an der toten Rute machen können. Die Krebsimitate wurden am Jika Rig angeboten. Das Rig hat aufgrund des Offsethakens den Vorteil, dass es sich sehr selten am Gewässergrund verankert. Das Stabblei sorgt, vor allem bei der Verwendung von Craws, für einen ganz besonderen Lauf. Der Köder arbeitet beim “Schleifen” einige Zentimeter über dem Grund und somit können Beine und Scheren verführerisch zappeln, während das Blei über den Boden schleift. Wenn die Montage doch mal hängen bleibt, schnellt das Jika Rig durch die geladene Rute wie ein flüchtender Krebs, mit Druck und Radau, nach vorne. Dieses abwechslungsreiche Verhalten bei monotoner Führung scheint den Barschen zu gefallen. Zumindest mir brachte es einige “extra” Fische an der toten Rute. Somit gibt es dafür eine klare Empfehlung.