Das war sie nun, die WPC 2015. Ich sitze im Auto – auf dem Dach das Kajak – und die Kilometer auf dem Navi werden kontinuierlich weniger. Aber meine Gedanken kreisen noch um die Erlebnisse in Hellevoetsluis, verarbeiten die Emotionen und wollen sich noch nicht von dem Spektakel lösen.
Vorbereitungen, Papierkrieg, Organisation und das Warten auf die Registrierung kommen einem ewig vor. Dazu steigt – je näher das Event rückt – die Aufregung und auch ein wenig der Erfolgsdruck. Dabei wollte ich mir dieses Mal keinen Druck machen! Doch egal was man sich vornimmt, die Aufregung steigt unaufhaltsam, bis man endlich im Wasser ist. Der erste Fisch im Netz kommt einer Erlösung gleich. Alles fällt von einem ab, es läuft und muss weiter gehen…
Der erste Tag
Am ersten Tag habe ich Dank dem Side Scan zeitnah einen ersten schönen Spot gefunden, an welchem die Rute auch schnell krumm war. Der erste Fisch war in der Wertung und das Ziel nicht zu schneidern, war innerhalb der ersten Wettkampfstunden schon erfüllt. Mehr wie einen Zander brachte der Spot aber leider nicht, also wurde weiter gesucht. Von der Kante ins Flache, vom Flachen an die Kante und etwas ins Tiefe. Irgendwo mussten die Fische ja sein. Es sollte ein wenig dauern, bis die Rute sich ein zweites Mal krümmte. Erneut ein Zander auf den 4 Inch Fish Arrow Flash J Shad an einem Spot, der etwas Struktur in die monotone Uferkante brachte.
Mit zwei Zandern in der Wertung wollte ich noch einmal im Flachwasserbereich auf die Dickbarsche werfen. Aber was ich auch unternahm, die Dickbarsche hatten keine Beißlust. Dafür schienen die Hechte aber meine 3 Inch Flash J Huddles zu lieben. Nach dem ersten Verlust durch Schnurbruch gelang es mir, noch einen netten Hecht für die Wertung auf mein Barschgeschirr zu fangen – Adrenalin pur kurz vor Schluss mit 0,20er FC Vorfach! So endete Tag eins mit Platz Nummer fünf. Damit war ich mit drei Wertungsfischen sehr zufrieden!
Nach dem Fischen fängt die Arbeit an: Bilder abgeben und Fangstatistik ausfüllen. Dann ab in die Wohnung, essen, duschen, GoPro-Fotomaterial sichten und ganz wichtig: die Sonardaten uploaden. Akkus an den Strom klemmen und dann etwas chillen und einen Plan für Tag zwei entwickeln.
Tag 2 – Ein harter Schlag
Der Plan stand, auf zu der Abbruchkante die am ersten Tag Fisch brachte, später weiter zum zweiten Spot, danach erneut suchen. An der Abbruchkante angekommen, die erste Drift im Tiefen angesetzt, die Zweite genau an der Kante: BÄM….Tock…Tock…Tock….ab…Sh**!
Egal abhaken und weiter machen. Leider kam an der Kante kein Biss mehr; also paddelte ich weiter zum zweiten Spot. Dies war eine Art Minilandzunge unter Wasser, welche die gerade Uferkante durch große Steine, die Deckung boten, unterbrach.
Ich setzte bei sieben Metern auf der Uferkannte an und fischte anfangs gerade über den Buckel. Auf vier Metern angekommen, spürte ich beim Anlupfen Widerstand – Anschlag! Die Rute bog sich extrem Richtung Wasser. Der Fisch zog sofort über die Kante ins Tiefe und zwar so zügig, dass ich zunächst den Freilauf betätigen musste, ehe ich die Bremse einstellen konnte.
Der Fisch stand im Tiefen am Grund und ich versuchte die heftigen Kopfstöße etwas zu puffern und Kontrolle in den Drill zu erhalten. Dann erneut eine Flucht in die Bremse und ab … F***! Ausgeschlitzt, warum auch immer. Ich war am Ende, egal was es war, es war ein richtig guter Fisch. Erneut galt es, sich zu sammeln und fortzufahren. Aber ich schob eine kleine Verschnaufpause ein und versuchte es dann noch einige Zeit auf Barsch. Leider ohne Erfolg.
Somit stand am Ende von Tag zwei eine “Null” auf meinem Konto, kein Fisch in der Wertung damit Platz 18 für diesen Tag. Die Tatsache, dass ich einen guten Fisch verloren hatte, machte das Ganze nicht erträglicher. Am Abend als die Ergebnisse online waren, stand ich mit Glück noch auf Platz 8 und noch Luft nach oben. Ich versuchte mich, für den letzten Tag zu sammeln. Meine zwei Spots brachten ja Fisch, aber ein Rezept für die Barsche konnte ich immer noch nicht finden.
Tag 3 – Durchgestartet oder “lazy English guy”
Am dritten Tag versuchte ich, zunächst wieder die Abbruchkante der Vortage. Diesmal aber leider ohne Fischkontakt. Während dem Fischen konnte ich im Augenwinkel sehen, wie ein Kollege einen Barsch im Flachwasser fangen konnte. Also Anker hoch und ab ins Flache. Der Kollege hatte am Ende des zweiten Tages beim simplen Driften über zwei Meter Wasser schon zwei Barsche gefangen und nun zu Beginn des dritten Tages ebenso. Ich hatte nichts zu verlieren, also übernahm ich seine Technik. Dropshot-Rig 3 Inch Flash J Huddle und einfach treiben lassen.
Puh, war das hart! Einfach nichts zu tun, im Prinzip gar nicht aktiv zu angeln und nur darauf hoffen, dass man mit Glück über einen Barsch treibt. Aber bei dem Kollegen funktionierte es; warum also nicht auch bei mir? Ich war in Gedanken und musste mich stark motivieren nicht doch wieder an die Kante zu fahren, als es plötzlich durch die Rute zuckte – Fischkontakt! Nach kurzem Drill wurde der Grund, aus dem ich so gern in diesem Gebiet fische, sichtbar: Ein wunderschöner 45er Barsch lag im Kescher und eintschneiderte mich somit für den Tag. Top!
Mit neuem Vertrauen in die “lazy English guy”-Technik, wie ich sie in Anlehnung an den Erfinder Rob Appelby genannt habe, driftete ich eine zeitlang und konnte zu meiner Begeisterung noch zwei schöne Zander aus zwei Meter Wasser auf diese Technik fangen.
Gegen Mittag ließ die “Beißerei” im Flachwasser dann endgültig nach und ich ging erneut zu den Kanten. Bei extremen Sonnenschein fische ich immer gern “motoroil”; also einen Testöder der Bait Breath TT-Reihe in neuer Form und neuer Farbe ans Band. Es dauerte nicht lang, da konnte ich nach einem beherzten Einschlag die drei Zander komplettieren. Somit stand für mich Platz 2 am Ende des dritten Tages vor dem Namen – mit diesem Abschluss kann ich sehr gut leben!
Insgesamt erreichte ich den fünften Platz: Mit einem total vermasselten Schneidertag, ist das ein Ergebnis, das sich durchaus sehen lassen kann. Leider habe ich Dank dem neuen Wertungsystem (bei dem die Platzierungen und nicht Fischlängen addiert werden) noch einen Platz verloren, aber es gibt immer Gewinner und Verlierer. Ich hatte ereignisreiche Tage und hoffe, alle Teilnehmer im kommenden Jahr wieder zu sehen!
Tight lines,
Sebi