Im ersten Teil der Artikelserie Leidenschaft Meerforelle habe ich euch etwas zu den Jahreszeiten, Hot Spots und dem Umgang mit Meerforellen am Wasser erzählt. In diesem zweiten Teile steige ich etwas tiefer in einen ganz besonders wichtigen Teilbereich rund um die richtige Ausrüstung zum Meerforellenangeln ein. Konkret geht es dabei um eine der am häufigsten gestellten Fragen: „Welche Spinnrute eignet sich am besten für das Angeln auf Meerforelle?“. Dass diese Frage nicht ohne weiteres zu beantworten ist, liegt ganz einfach daran, dass jeder Angler unterschiedliche Vorlieben in Bezug auf die „perfekte“ Rute hat. Ich persönlich fische zum Beispiel gleich drei Spinnruten auf Meerforelle, von denen jede für einen ganz speziellen Fall beim Seatrout-Fischen gedacht ist. Welche Ruten das sind und welche Rute-Rolle-Schnur-Kombinationen ich verwende, erfahrt ihr hier und jetzt in meinem Praxistipp für die „perfekte“ Rute zum Meerforellenangeln. Ganz subjektiv und etwas anders als sonst üblich – aber hoffentlich trotzdem hilfreich.
- Angelausrüstung – Rute, Rolle & Schnur
Meine Meerforellenruten im Detail - Spinnfischen auf Meerforelle
Meine Setups und der Einsatz am Wasser - Teil 1: Leidenschaft Meerforelle
Jahreszeiten, Hot Spots und Handling - Teil 3: Meerforellenköder – Wobbler die laufen und fangen!
Farben, Größe, Laufeigenschaften und Köderempfehlungen
Angelausrüstung – Rute, Rolle & Schnur
Von mir selbst sage ich, dass ich wahrscheinlich kein typischer Meerforellenangler bin. Denn in den „Fachkreisen“ des Meerforellenangelns heißt es: Lange Ruten mit relativ hohen Wurfgewichten! Dieses Bild bestätigt sich fast jedes Mal, wenn ich an den Stränden auf andere Gleichgesinnte treffe. Also muss da ja irgendwas dran sein, an dieser allgemeingeltenden Regel. Aber warum mache ich es denn anders? Meine längste Rute zum Meerforellenangeln ist 2,51 m lang und hat ein Wurfgewicht bis 1 Unze. Meiner Meinung nach reicht das. Ich bin halt keiner, der den ganzen Tag den 30 Gramm Köder mit voller Wucht in Richtung Horizont ballert. Ich bin da deutlich leichter aufgestellt. Kann ich aber auch, weil mein gesamtes Setup auf leichtere Ködergewichte abgestimmt ist, sodass ich mit leichteren Ködern ähnliche Wurfweiten erreiche. Dass sich eine viel leichtere Kombo viel länger ermüdungsfrei fischen lässt, erklärt sich nebenbei von selbst, oder?
Twitchrute
Mein Setup variiert je nach Jahreszeit und Wetterlage. Vorab eine kleine Vorstellung meiner Ruten: Twitchrute: ValleyHill Blackscale XP BKS-604MX. Sie hat eine Länge von 1,93 m und ein Wurfgewicht bis 14 Gramm, fällt aber etwas schwerer aus. Ideal, um Wobbler bis 11 cm zu feuern. Als Rolle kommt eine 2500er Größe zum Einsatz. Diese passt zur Rute und ermöglicht ein gutes Handling. Als Schnur wird eine rund geflochtene PeeWee Schnur mit Stärke #0.8 (10 lbs) verwendet. All diese Komponenten ermöglichen gute Wurfweiten und maximalen Spaß beim Angeln – Twitchen auf Mefos bockt nämlich richtig!
Allroundrute
Die Allrounderrute: Tailwalk Salty Shape „Boat Game“ S75M. Wenn ich mich nicht entscheiden kann, ob getwitcht oder geblinkert werden soll, dann nehme ich eine Rute mit 2,25 m Länge und einem Wurfgewicht bis 28 Gramm und parabolischer Aktion. Hiermit kann ich noch gut twitchen und die Blinker lassen sich ebenfalls gut katapultieren. Als Rollengröße verwende ich je nach Laune eine 2500er oder 4000er, aber meist die 4000er, da das subjektive Gewicht der Combo dann leichter ist. Die Schnurstärke bleibt bei PE 0.8 (10 Pfund).
Weitwurfrute
Mein Weitenjäger: ValleyHill Cyphlist HRX CPXS-83MH. Die Rute ist 2,51 Meter lang und hat ein Wurfgewicht bis 28 Gramm. Wichtig bei dieser Rute ist, dass sie eine schnelle Aktion hat. Wabbelstöcke mag ich persönlich nicht. Für diejenigen, die jetzt Angst haben, dass eine Rute mit schneller Aktion auch zu hart ist: Ja, dem stimme ich zu – aber erst bei höheren Wurfgewichten. Bei meiner Combo passt das Zusammenspiel aus Länge und Wurfgewicht zum Meerforellenangeln. Als Rollengröße favorisiere ich die 4000er Größe. Sie bietet ein gutes Gegengewicht, sodass die Rute gut ausbalanciert ist und ermöglicht gleichzeitig große Wurfweiten. Die Schnurstärke variiert je nach Einsatzgebiet zwischen PE 0.8 und 1.2 (10 – 14 Pfund).
Worauf Du sonst noch achten solltest
In allen Fällen muss man bei der Wahl der Rute darauf achten, dass sie nicht zu hart ist. Das Spitzenteil muss die Kopfschläge und Sprünge gut abpuffern können, ansonsten hagelt es Aussteiger. Als Bindeglied zwischen geflochtener Schnur und Köder kommt ein Stück hartes Fluorocarbon in den Stärken von 0.30 mm bis 0.35 mm zum Einsatz, empfehlen kann ich das Bawo Premium Pro Type. Zum Einen dient es als Abriebschutz bei Muschel- oder Steinkontakt und zum Anderen kann es der Fisch nur schwer sehen. Kleiner Tipp am Rande: Macht das FC-Vorfach nicht zu lang. Also maximal so lang, dass es beim kräftigen Auswerfen nicht in die Ringe kommt. Ansonsten wird es teuer und eure Köder fliegen verdammt weit. Zu weit. – Ich spreche da aus Erfahrung. Ebenfalls noch ein kleiner Tipp: Knotet den Köder mit einem Non-Slip-Knoten fest und nutzt keinen Karabiner. Ihr wechselt automatisch weniger den Köder und kommt nicht so schnell ins Grübeln! Resultat ist ein effizienteres Fischen.
Modell | Länge | Gewicht | Teilung | Wurfgewicht | Taper | Marke |
---|---|---|---|---|---|---|
Blackscale XP BKS-604MX | 1.93m | 114g | 1 | 1.8-14g | – | Valley Hill |
Salty Shape Boat Game S75M | 2.25m | 123g | 1+1 | 7-28g | – | Tailwalk |
Cyphlist HRX CPXS-83MH | 2.52m | 180g | 2 | 7-28g | – | Valley Hill |
Spinnfischen auf Meerforelle – Meine Ruten im Einsatz
Fangen wir wieder mit dem Frühjahr an. Hier fische ich sehr gern kurze Ruten zwischen 1,80 m und 2,30 m. Grund dafür sind die Köder, die ich in dieser Jahreszeit sehr gern verwende – Wobbler! Wie bereits beschrieben, erwärmt sich das Wasser im Frühjahr in den Uferregionen am schnellsten. Somit ist hier das Gebiet, wo unsere Köder angeboten werden müssen. Hier muss ich keine Gewaltwürfe in Richtung Horizont machen, um möglichst tiefes Wasser zu erreichen. Oft spielt sich die Räuberei der Meerforellen schon auf den ersten Metern ab. Ich wate gar nicht erst ins Wasser, sondern mache die ersten Würfe vom Strand aus. Meine verwendeten Wobbler haben allesamt Weitwurfsysteme eingebaut. Zipbaits-Wobbler z.B. glänzen durch ihr Mag-Drive System mit hervorragenden Flugeigenschaften und -weiten. Die Wobbler werden danach, wie man es vom Barsch- oder Hechtangeln kennt, ganz normal getwitcht. Schon oft durfte ich beobachten, wie Forellen 10 m zurückgelegt haben, um dem Köder vor meinen Füßen zu attackieren. Und dies ist auch einer der großen Vorteile von leicht auftreibenden oder schwebenden Wobblern. Neben einem sehr realistischen Lauf kann man sie nach Belieben stehen lassen und Pausen machen. Sehr oft kommt es genau dann zur Attacke.
Ein Blinker ermöglicht einem dies nur bedingt. Er sinkt sehr schnell zu Boden – manchmal reicht diese eine Sekunde, manchmal dürften es aber auch 2-3 Sekunden mehr sein. Auf Wurfweiten kommt es im Frühjahr nur bedingt an, da wir uns selbst ständig in der heißen Zone befinden. Natürlich kommt auch bei mir dann immer mal der Metallköder zum Einsatz, dann aber unter der Prämisse, dass er mit Highspeed geführt wird. Oft bringt das die sonst ausbleibenden Bisse und per Wobbler war man einfach zu langsam unterwegs. Allgemein gilt auch beim Twitchen im Frühjahr: Sind die Forellen auf Hochtouren, so kann man gar nicht schnell genug führen – dies fordert Überwindung, doch bringt es sehr oft mehr Fisch.
Im Sommer habe ich noch nicht viel auf Meerforellen gefischt. Dort stecke ich auch noch mitten in der Pionierarbeit. Ich verspreche mir aber sehr viel von kleinen Pencilbaits bis 7cm, die am Abend oder in der Nacht an der Oberfläche geführt werden und somit eine schöne Silhouette gegen den Nachthimmel bilden. Wenn es dann scheppert, dann ist der Puls aber sowas von auf 180. Die heißen Zeiten sind jeweils die Morgen- und Abendstunden sowie die Nacht. Mit Beginn der Dämmerung, darf der Köder auch langsamer geführt werden. Dies ermöglicht den Meerforellen ein leichteres Orten des Köders.
Den Herbst beginne ich erneut mit Twitchbaits. Doch je mehr der Herbst fortschreitet, desto mehr kommt das Blech in den Karabiner. Die Gründe hierfür könntet ihr euch evtl. auch schon selbst ableiten. Es sind immer weniger Fische an der Küste, weil sie teilweise in tiefere Bereiche ziehen oder in die Flussläufe aufsteigen, um dort zu laichen. Die kälteren Monate über fische ich meine längste Rute mit 2,51 m. Hier setze ich aber auch auf andere Köder als in den sonstigen Jahreszeiten. Der Jig Minnow und Blinker zwischen 15 und 28 Gramm lassen sich sehr gut mit der Rute auf Weite bringen. Ein weiterer Punkt für das Fischen mit Metallködern zu der kalten Jahreszeit ist neben der Wurfweite die Tatsache, dass es oft sehr kalt zu der Zeit ist und einem die Handgelenke und Hände „versteifen“. Twitchen fördert diesen Prozess nur noch und das einfache Leiern der Jigs lässt einen länger durchhalten, als das ständige Schmeißen und Twitchen. Mein Eindruck ist zudem, dass getwitchte Wobbler im Winter zu agil für die Meerforellen laufen. Oft habe ich versucht, Nachläufer die den Blinker verfolgt haben mit einem Wobbler zu bekommen. Geklappt hat es bis jetzt nicht. Der erneute Wechsel auf einen Blinker oder Jig Minnow brachte aber oft den Fisch, den ich zuvor noch als Nachläufer hatte (…)
Ich hoffe ihr konntet ein paar interessante Einblicke rund um das Spinnfischen auf Meerforelle mit einem etwas anderen Setup aus Rute, Rolle und Schnur gewinnen. Im dritten Teil kümmere ich mich um die von mir verwendeten Meerforellenwobbler und einen ganz konkreten Ködertipp. Den Link findet ihr bei Veröffentlichen des Artikels an dieser Stelle. Bis dahin wünsche ich euch viel Spaß und falls ihr Fragen zu einer für euch passenden Meerforellenrute habt, könnt ihr diese gerne per Kommentarfunktion unterhalb des Beitrags stellen.