Angeln mit Insektenimitaten – Sommerzeit ist Insektenzeit!

Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen im Frühjahr erwachen unsere Gewässer – aber nicht nur im, sondern auch außerhalb des Wassers – zu neuem Leben. Die Insekten schlüpfen oder verlassen ihre Überwinterungsplätze. Kurze Zeit später summt, brummt und schwirrt es von morgens bis abends und das bis in den späten Herbst hinein. Der reich gedeckte Tisch, über den die Fische in den Sommermonaten verfügen, stellt den Angler jedoch oft vor eine schwer zu lösende Aufgabe.

Das äußerst große und vielseitige Nahrungsangebot sorgt dafür, dass die Fische sehr wählerisch werden. Hierbei werden wir Angler fast in die Verzweiflung getrieben, wenn jeder noch so täuschend echt und verlockend präsentierte Köder verschmäht wird. Eine Zeit lang nahm ich daher in den Sommermonaten neben der Spinnrute auch immer eine Fliegenrute mit ans Gewässer. Blieb der Erfolg auf Blech oder Gummifische aus, versuchte ich mein Glück mit der Fliegenrute. Der Erfolg ließ meistens nicht lange auf sich warten. Hatten Döbel, Forelle und Barsch bis eben noch meine Köder ignoriert, konnte ich nun mit diversen Insektenimitationen punkten.

Insektenimitate im Überblick - Libellen, Käfer, Larven

Insektenimitate im Sommer

Das, was die Fische jetzt wollten, waren nämlich keine – wenn auch aus Anglersicht perfekt präsentierte – für die Fische jedoch langweilige Blech- oder Gummiköder. Die Fische hatten nur ein Interesse und das galt den Insekten, die kurz über der Wasseroberfläche ihre Runden drehten. Kaum war eins dieser Insekten auf dem Wasser gelandet oder bei einem etwas tollkühnen Flugmanöver auf die Oberfläche gestürzt, verschwand es mit einem schmatzenden Geräusch in einem Fischmaul. Fühlt man sich in einen Fisch ein, der im Hochsommer auf Nahrungssuche ist, stellt man schnell fest, dass ein Fisch zu dieser Jahreszeit gar nicht suchen muss. Das Futter kommt so zu sagen zu ihm. Er muss nur etwas abwarten und es dann von der Oberfläche pflücken. Wir würden sicherlich im Hochsommer auch keinem Eiswagen hinterherrennen, wenn ein anderer direkt vor unserem Haus hält.

  • Gancraft Little Spider - Insektenimitation Spinne - 1
  • Gancraft Little Spider - Insektenimitation Spinne - 2

Libellen, Fliegen, Heuschrecken und Käfer

Neben Insekten, wie Fliegen, Heuschrecken, Spinnen oder Käfern, die die Gewässer im Sommer bevölkern, fiel meine Aufmerksamkeit immer wieder auf die majestätisch anmutenden Libellen mit ihren Flugkünsten. Mit lautem Summen kreisen sie elegant und sicher wie ein Hubschrauber durch Schilf und Röhricht oder umkreisen den Angler, um dann kurzzeitig in sicherer, für uns aber greifbarer Nähe, vor uns in der Luft zu verharren. Der Schein ihrer Unantastbarkeit trügt jedoch.

Auch Libellen landen immer wieder in einem Fischmagen. Wer schon einmal gesehen hat, welchen Wirbel eine Libelle nach einer Fehllandung oder eines Flugfehlers auf der Wasseroberfläche veranstaltet, der kann verstehen, warum die Fische sich diesen Happen nicht entgehen lassen möchten und somit nicht lange auf sich warten lassen. Aber auch bereits im Larvenstadium oder zur Zeit des Schlupfes dienen sie hungrigen Fischen als leichte Beute.

Mission „abstürzendes Insekt“ – Forellenangeln mit Insektenimitaten

Seitdem sich die Ködervielfallt durch den Einzug des modernen Spinnfischens in den Angelläden und den Onlineshops extrem verändert und weiterentwickelt hat, kann ich meine Fliegenrute getrost zu Hause lassen. Während die DRA FLA und der BJ BUG von Bait Breath oder die BIG SPIDER Micro von Gancraft ganz klar erkennen lassen, dass es sich hierbei um Insekten (bzw. Spinne) handeln soll, muss man bei einem Gummiköder, wie dem IMP Level 2, schon um die Ecke denken, um zu erkennen worin die Stärken dieses Köders liegen werden bzw. wie hiermit ein Insekt oder gar ein Libelle simuliert werden soll.

Nach ein paar Tagen stand das erste Testfischen an einem kleinen Bach vor meiner Haustür an. Als Freund kleinere Fließgewässer konnte ich oft beobachten, wie abgestürzte Grashüpfer oder Fluginsekten zur Beute einer Rotgetupften wurden. Dies geschieht immer nach dem gleichen Muster. Die Forellen stehen dicht am Ufer und warten in der Nähe von überhängenden Ästen, Halmen oder Grasbüscheln auf leichte Beute. Ich musste also ein Insekt imitieren, das nach einem vermeintlich ungeschickten Kletter- oder Flugversuch in der Nähe solcher Ufergewächse ins bzw. aufs Wasser fällt.

Bachforelle auf Drafla Libellenimitat

Schnell war die erste DRA FLA (von engl. Dragonfly für Libelle) an einem feinen Devil Down Shot Haken von VanFook montiert. Die Präsentation des Libellenimitats gestaltete sich als schwierig, da ich nun versuchte, so nah wie nur möglich meinen Köder im Bereich überhängender Schilfhalme auf dem Wasser landen zu lassen. Nur allzu oft warf ich anfangs ein paar Zentimeter zu weit und somit in statt vor die Halme. Nachdem ich sichergehen konnte, an dieser Stelle vorerst für genug Unruhe gesorgt zu haben, suchte ich mir die nächste markante Stelle, die in etwa fünf Meter Entfernung auf der gegenüberliegenden Uferseite aus einem überhängenden Grasbüschel bestand. Der erste Wurfversuch klappte auf Anhieb, und die DRA FLA landete knapp vor dem Büschel im Wasser. Kaum auf dem Wasser gelandet, zappelte die erste Forelle am Haken – die Mission „abstürzendes Insekt“ hatte zum ersten Mal Erfolg.

Forellenangeln mit Insektenimitaten am Bach

Im Laufe der Zeit konnte ich auf diese Art viele schöne Fische, darunter Barsche, Döbel und insbesondere Bachforellen landen. Als Präsentationsvariante ergab sich bei der DRA FLA die Möglichkeit, eine sich im Schlupf befindende und somit völlig hilflose Libelle nachzuahmen. Hierzu trennte ich die Flügelpaare vom Körper ab und bot den Köder zwischen den Schilfhalmen im etwa hüfttiefen Uferbereich eines klaren Sees an. Mit einer entsprechend zusammengestellten Spinnrute im L-Bereich ließ sich der Köder ohne zusätzliche Bebleiung an einer 16er Monofilen ganz passabel werfen. Nach dem Aufkommen auf dem Wasser begann ich sofort mit leichtesten Zupfern aus der Rutenspitze. Das langsame Absinken und Zittern des Köders sorgte sehr bald für Drillspaß.

Bait Breath IMP Level 2 - Libelle

IMP Level 2 – Auf die richtige Köderführung kommt es an

Der IMP Level 2 in 3 Inch, der eigentlich zunächst in keinster Weise an ein Insekt oder gar eine Libelle erinnerte, aber mein Interesse geweckt hatte, bewies seine Stärke vor allem dann, wenn, wie anfangs beschrieben, die Fische auf abgestürzte, hektisch ums Leben kämpfende Fluginsekten eingestellt sind. Das Geheimnis dieses Köders ist nämlich nicht seine äußere Erscheinung, sondern der Effekt, der mit der richtigen Köderführung erreicht wird. Der IMP Level 2 wird körpermittig angeködert und direkt an Hauptschnur gebunden. Mit einer Rute, die möglichst über ein Fast- oder sogar Extrafast-Taper verfügen sollte, versetzt man nun den so montierten Köder aus dem Handgelenk an der Wasseroberfläche in leichte Vibrationen. Hierzu ist etwas Übung und Feingefühl notwendig, das Ergebnis ist aber sehr effektiv. Auf der Wasseroberfläche entstehen ähnliche Verwirbelungen, wie man sie sonst von einer mit den Flügeln ums Leben kämpfenden Libelle oder eines anderen größeren Fluginsekts her kennt.

Tipp: Haken mit Krautschutz verwenden!

Wer auch unwegsame Stellen am Gewässer nicht scheut und auch keine Angst vor Hängern hat, dafür aber möglichst nah am Fisch angeln möchte, kommt bei der Verwendung der Insektengummis nicht um den Einsatz von Haken mit Krautschutz herum. In der Praxis bewährt haben sich der DS-21WB von Vanfook und der speziell für Käfergummis, wie dem BJ BUG, entwickelte WORM 164 „Mushi Hook“ von Decoy. Der oft als etwas störend empfundene Krautschutz passt sich perfekt als Fühler oder Beinpaar getarnt in das Köderbild von Insekten ein.

Bait Breath DRA Fla – Das perfekte Libellenimitat

Das Besondere der DRA FLA sind der ausgehöhlte Körper und die drei Öffnungen am Schwanz. Je nach Montage übernehmen diese Öffnungen unterschiedliche Funktionen. Gehen wir davon aus, dass wir eine ins Wasser gefallene Libelle anbieten möchten, so montiert man die DRA FLA an einem feinen Einzelhaken, der so in Längsrichtung durch den Körper geführt wird, dass die Öffnungen im Körper nach unten zeigen. Dies ist wichtig, da sich so Luftbläschen in ihnen sammeln können und die DRA FLA somit an der Wasseroberfläche schwimmt. Mit feinen Vibrationen aus der Rutenspitze bekommt die DRA FLA nun Leben eingehaucht. Eine weitere Montagemöglichkeit ergibt sich durch die Verwendung mit einem kleinen Jigkopf mit der Hakengröße 4 und einem

Insektenimitat

Gewicht von etwa 0,9 – 3,5 Gramm, wie etwa dem VJ-75 Plus Guard oder VJ-74 Plus Magic von Decoy. Hier fällt auf, dass der Jigkopf nicht wie üblich vor dem Softbait sitzt, sondern in der DRA FLA verschwindet. Genauer gesagt sitzt der Jigkopf im Körper der Libelle, während die Hakenspitze durch eine der Öffnungen im Schwanz wieder herausgeführt wird. Die so montierte DRA FLA schwimmt jetzt zwar nicht mehr, kann aber auf besonders verführerische Weise unter Wasser gefischt werden. Die seitlich angebrachten Flügelpaare verhindern ein geradliniges Absinken der DRA FLA und sorgen dafür, dass sie elegant durch das Wasser segelt.

Insektenimitationen - Schlupf

Sollten die Fische nicht auf Libellen an der Wasseroberfläche reagieren, besteht bei der DRA FLA auch die Möglichkeit eine sich im Schlupf befindenden Libelle nachzuahmen. Hierzu muss man lediglich die beiden Flügelpaare am Körper abtrennen und die DRA FLA nimmt das Erscheinungsbild einer gerade geschlüpften Libelle mit noch angelegten Flügeln an. Wer die DRA FLA jetzt gezielt im Bereich von Schilf, Röhricht bzw. Ufergewächsen einsetzt, wird nicht lange auf den ersten Biss warten müssen. Entweder zupf man die DRA FLA nun wie bereits beschrieben am Einzelhaken an der Wasseroberfläche entlang oder man lässt sie am montierten Jigkopf auf den Grund sinken, um dort nach hungrigen Räubern zu suchen. Die DRA FLA lässt sich auch am Splitshot-Rig über den Grund führen oder komplett weightless fischen. Hierdurch entsteht für einen Räuber noch leichter der Eindruck, eine hilflose Beute vor sich zu haben (…)

Insektenimitate im Nippon-Tackle PRO Shop

So, ich denke das reicht für einen erfolgreichen Start beim Angeln mit Insektenimitaten. Falls du Insektenblut geleckt hast, kann ich dir noch Robins Artikel Angeln auf Döbel, u.a. mit Topwater-Insekten empfehlen! Alle in den Artikeln genannten Insektenimitate findest du natürlich bei uns im Shop unter Insekten. Viel Spaß beim stöbern und ausprobieren. Und ganz wichtig: Wenn du Fragen zum Thema hast, dann ab damit in die Kommentare. Tight lines, Olaf.

Tiefenkarten mit Insight Genesis erstellen [DIY]

Die Technik entwickelt sich stets weiter und besonders im Sonar-Bereich sind die Schritte in den letzten Jahren sehr groß gewesen. Ein sehr interessantes Thema in diesem großen Bereich ist das Erstellen von Tiefenkarten mit selbst gesammelten Daten. Was vor ein paar Jahren nur einige Freaks mit lokaler Software und vielen Tricks und Aufwand erstellen konnten, ist heute dank Insight Genesis für jedermann schnell und einfach im Internet möglich. Wie genau das funktioniert, will ich euch hier einmal kurz erklären.

Vorweg: Insight Genesis bietet mit der Social-Map noch weitaus mehr als nur das eigene Uploaden und Erstellen von Kartenmaterial. So besteht zum Beispiel die Möglichkeit, das Kartenmaterial „Public“, also öffentlich, zur Verfügung zu stellen, so dass man ein großes Gebiet zusammen mit Freunden oder anderen Benutzern kartografiert. Die Social-Maps sollen heute aber nicht das Thema sein. In diesem Artikel geht es ausschließlich um den ersten Teil der Do it Yourself Anleitung zum Erstellen von Tiefenkarten mit Insight Genesis von Lowrance. Los gehts!

Schritt 1: Lowrance Benutzerkonto erstellen

Wie immer und überall, muss man sich erst einmal annmelden und ein Benutzerkonto anlegen. Dieser Schritt ist vollkommenen kostenfrei. Danach stellt die Frage über die aktive Nutzung von Insight Genesis, welche nachfolgend beantwortet wird. Wichtig: Nach einer Anmeldung muss das Echolot, für welches man die Karten herunterladen möchte, hinzugefügt werden. Dazu einfach im Benutzer Menü unter „My Plotters“ mit dem Button „New Plotter“ den Schritten folgen.

Tiefenkarte mit Insight Genesis erstellen - MyPlotter

Schritt 2: Upload der Log-Files

Um die gesammelten Log-Dateien hochzuladen, gibt es zwei Möglichkeiten:

  • 1: Upload über den Browser via Web-Upload.
  • 2: Upload über lokales Programm: Das Insight Genesis Upload Tool.

Tiefenkarte mit Insight Genesis erstellen - Web-Upload

Der Aufbau der Tools ist identisch. Nach der Auswahl der Tracks kann der Nutzer aussuchen, ob der Track privat gehalten oder öffentlich hochgeladen werden soll. Danach einfach auf „Upload“ klicken und der Rest geht von alleine. Je nach Dateigröße und Verbindung kann dies einen Moment dauern. Das Upload-Tool optimiert bzw. komprimiert die Log-Dateien vor dem Upload. Daher würde ich dieses Tool empfehlen.

Schritt 3: Tracks Ansehen und Zusammenfügen

Ist der Track einmal in Insight Genesis, nimmt die Software eine automatisierte Sortierung zum Gewässer vor. Hier kann man sich den Track samt Sonar-Ansicht nochmal ansehen und auch mit den Layern spielen und sich die Vegetation oder die Bodenhärte anzeigen lassen.

Tiefenkarte mit Insight Genesis erstellen - Layer Uploads

Um mehrere Tracks von einem Gewässer zu einer Karte zusammenzufügen, muss man auf den Reiter „Merge Trips“ wechseln. Dort bekommt ihr alle Tracks zum Gewässer angezeigt und könnt einzeln selektieren, aus welchen eine vollständige Karte erstellt werden soll.

Tiefenkarte mit Insight Genesis erstellen - Map-Download

Nach einem Klick auf den Button „Merge Trips“ kommt man nochmal zur „Policy“. Hier kann man ein paar Einstellungen zu der zu erzeugenden Karte tätigen. Mit einem Klick auf „Merge“ wird diese dann erstellt (dies kann einen Moment dauern). Per E-Mail wird man darüber Informiert, dass die neue Karte zur Verfügung steht. Diese findet sich im Menü unter dem Reiter „Merged Uploads“

Tiefenkarte mit Insight Genesis erstellen - Merged-Uploads

Die neu erstelle Zusammenfassung kann wie ein einzelner Track nach einem Click auf „View Trip“ angesehen werden. Über den Reiter „Map Generation“ kann die Karte nach Auswahl des Echolotes, für welche die Karte erstellt werden soll, dann auch schon erstellt und heruntergeladen werden. Diese Datei gilt es nun zu entpacken und alle *.AT5 Dateien auf die SD Karte zu kopieren, welche dann im Echolot geladen wird. Fertig!

World Predator Classic 2015 – Abschlussbericht von Stefan & Detlef

Nun war es soweit und die WPC 2015 stand unmittelbar bevor. Um uns nochmals richtig einzustimmen und letzte Abstimmungen vorzunehmen, hatten Stefan und ich beschlossen, den Sonntag und Montag zuvor für ein paar weitere Trainingseinheiten zu nutzen. Schwerpunktmäßig sollten zunächst Chatterbaits und Spinnerbaits zum Einsatz kommen, um den anvisierten, täglich zu fangenden Hecht während der WPC zu überlisten. Zu unserer Freude – aber auch Verwunderung – fingen wir jedoch alles andere wie Zander, Barsch und Rapfen auf die angebotenen Köder, aber keinen Hecht. Insgesamt konnten wir ohne weitere Probleme die ansonsten geforderte Quote von 3 Barschen und 3 Zandern erfüllen, so dass wir hoffnungsvoll unsere Base am Dienstag nach Hellevoetsluis verlegen konnten.

WPC 2015 - Angelwettkampf in den Niederlanden - 1

Wie immer war das DEKA 485 Tournament Boat schnell ausgeslippt, gesichert und unsere Sachen verstaut. Nach einer kurzen Anreise erreichten wir dann Hellevoetsluis, wo wir zunächst die fürs Event vorgesehene Bootsslippe aufsuchten. Bevor wir jedoch unser Boot zu Wasser lassen konnten, wurden wir unglaublich herzlich von Ross Honey – dem Organisator der WPC – und seinem Team in Empfang genommen. In aller Ruhe bei einer Tasse Kaffee, stellte uns Ross die gesamte Anlage und Technik vor. Ein dickes DANKESCHÖN nochmals dafür. Im Anschluss daran hieß es, Boot zu Wasser lassen und an den speziell für die WPC vorgesehenen Steiger zu legen.

WPC 2015 - Angelwettkampf in den Niederlanden - 2

Noch während der letzten Vorbereitungen am Steiger, lernten wir die ersten Teams aus aller Herren Länder kennen. Das eingerostete Englisch wurde kurzerhand aufpoliert und ein reger Austausch über Boote und Tackle begann. Gegen Mittag konnten wir dann auch unseren Kajak-Spezialisten Sebi begrüßen.

WPC 2015 - Angelwettkampf in den Niederlanden - 3

Nachdem zunächst vor Ort alles geklärt und erledigt war, zogen wir drei es vor, unsere Unterkunft bei Citta Romania zu beziehen, bevor es zur endgültigen Anmeldung gehen sollte. Welch gute Wahl wir in Sachen Unterkunft während der WPC getroffen hatten, durften wir nun feststellen. Ob eigener Parkplatz, Haus oder Ausstattung, genau so hatten wir uns unsere Ausruhoase vorgestellt.

Rasch waren unsere Utensilien eingeräumt und es ging zurück zur finalen Anmeldung ins Droogdok. Organisatorisch lässt sich das Anmeldeverfahren mit Sicherheit noch verbessern. So hieß es zunächst ewig anstellen und warten. Nachdem der Bootsführerschein, Versicherungsschein fürs Boot, Krankenversicherungskarte kontrolliert und eine Vielzahl von Fragen beantwortet wurden, waren wir nun endgültig für die WPC 2015 angemeldet. Der bevorstehende Mittwoch 24.06.2015, an dem für alle Bootsteilnehmer Angelverbot bestand, war zum Glück mit einigen Highlights versehen, sodass keine Langeweile aufkommen konnte. Nachdem noch ausstehende Teams mit ihren Booten eintrafen und das ein oder andere Gespräch mit den Kollegen geführt wurde, ging es für uns zum offiziellen Briefing.

WPC 2015 - Angelwettkampf in den Niederlanden - 4

Dort wurden wir über den genauen Ablauf der Veranstaltung in Kenntnis gesetzt. Natürlich wurden wir in dem Rahmen auch in die zur Verfügung gestellte Technik zum Hochladen der Bilder eingewiesen. Eine Technik, welche die Zuhause Gebliebenen begeistert hat, da sie zu jeder Zeit wussten, wo sich unser Boot mit welcher Geschwindigkeit aufgehalten hatte und welchen Fisch wir wo gefangen hatten. Im Anschluss hieß es Überprüfung des Bootes auf sicherheitstechnische Ausstattung und Ausrüstung durch einen offiziellen Marschall und Erhalt eines Check- Aufklebers, der gut sichtbar angebracht werden musste.

Nun hieß es für alle Teilnehmer, Boote klar machen zur Bootsparade und Fahrt durch den historischen Hafenteil der Stadt. Nationalflaggen sowie Sponsorfahnen wurden stolz vor den zahlreich erschienen Zuschauern geschwungen. Im Anschluss an die Bootsparade ging es zur offiziellen Eröffnung der WPC 2015. Begleitet durch eine Musikkapelle und Tanzgarde zogen wir durch die Innenstadt hin zu den Kanonen der Stadt. Nach einer kurzen Ansprache an die Teilnehmer wurde das Event sodann mit Böllerschüssen für eröffnet erklärt.

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Für uns stand nun noch das Kapitänsdinner an, bevor der ersehnte erste Tag auf dem Wasser beginnen konnte.

Donnerstag, 25.06.2015:

Endlich, wie lange hatten wir uns auf den Tag gefreut und hin gearbeitet. Zunächst hieß es Treffen der Bootsteilnehmer um 7:00 Uhr zwecks Check und Ausgabe der relevanten Gerätschaften – verplombt in einer Box – wie Kamera, externem Powerakku sowie:

– eine für die WPC vorbereitete Navionics Karte fürs Echolot
– Schreibzeug
– Fischfangliste
– Fisch-Kontrollaufklebern
– Übersichtskarte aller gefangenen Fische
– Klappmaßband
– Gewässerkarte

Bevor es jedoch los gehen sollte, stand eine Kontrollaufnahme der geforderten Sicherheitsausstattung an. Dieses Foto wurde dann als erstes an die Organisatoren via bereit gestelltem Handy versendet.

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Gegen 8:00 Uhr hörten wir dann die ersten Motoren aufheulen und die Hälfte der Teilnehmer setzte sich Richtung Den Bommel in Bewegung, um die Startline des 2. Sektors (Rapala-Zone) pünktlich zu erreichen. Stefan hatte per Los für uns den eher unbekannten Sektor 1 (Shimano-Zone) gezogen. Da befand sich die Startline unmittelbar vor der Hafenausfahrt und somit in wenigen Minuten zu erreichen. Aufgeregt und gespannt setzten wir uns gegen 8:30 Uhr in Bewegung, um dann den Start der Teilnehmer des Sektors um 9:00 Uhr mitzuerleben. Als gäbe es keinen Morgen mehr knallten die Boote vom Start aus weg, hin zu ihren anvisierten Fangplätzen. Stefan und ich hatten uns Montag zuvor noch eine interessante Stelle ausgeguckt, die wir ebenfalls unter Vollgas anfuhren. Nun war es soweit! E-Motor runter, den Außenborder abgestellt, ging es los.

Unser Ziel und Taktik war es zunächst, unseren Problemfisch den Hecht zu fangen. Ob groß oder klein, egal, Hauptsache Hecht sollte es sein. Nach einigen vielen, vielen Würfen und unzähligen Köderarten und die Uhr im Auge, mussten wir festhalten, wir können keinen Hecht fangen. Zu unserer Verwunderung stieg aber auch kein anderer Fisch, wie wir es zuvor als Beifang auf Hecht gewohnt waren, ein. Wie schnell die Zeit unter Wettkampfbedingungen läuft, wurde uns erst jetzt bewusst. Immer noch von unserem Fanggebiet überzeugt, änderten wir unsere Fangtaktik und somit auch die Ruten und Köder. Weg von Jerk– und Spinnruten für den Einsatz von Wobblern, Spinnerbaits, Chatterbaits, großen Gummiködern und Wobblern, hin zu leichtem Gerät für den Einsatz von Fish Arrow Gummis.

Echte Erleichterung und Freude trat ein, als Stefan den ersten Tock in seiner Rute verspürte und wir den ersten Fisch, einen 45er Barsch an Bord begrüßen durften. Unter Einhaltung der vorgegebenen Prozedur, wurde der Fisch vermessen und fotografiert. Im Einzelnen hieß dies, der Fisch musste mit dem Kopf am Nullpunkt der Messlatte links mit geschlossenem Maul angelegt sein. Sicherheitsaufkleber für den Fisch gut sichtbar aufgebracht sein und die WPC Tageskarte gut zu erkennen sein. Ein Unterfangen, was sich schnell als schwierig rausstellte, da Catch und Release immer im Vordergrund stand, zumal noch ein weiteres Foto mit dem Fänger in einer vorgeschriebenen Haltung zu fertigen war!

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Sichtlich erleichtert durfte der Fisch ins kühle Nass zurück und wir unseren Fisch auf die dafür vorgesehene Tagesfangliste eintragen. Kaum waren die Bilder versendet, bekamen wir auch schon die ersten Reaktionen übers Handy von unseren „Fans“ Zuhause übermittelt. „Haben euren ersten Fisch auf Facebook gesehen!!! Weiter so“, hieß es. Ein Aufruf, dem wir gerne Nachkommen wollten. Doch zuvor wurden wir von einem Marschallboot aufgesucht und unser Boot wurde, wie alle anderen Boote auch, komplett kontrolliert.

Ohne Beanstandungen ging es nun weiter. Unser Zielfisch sollte weiter Barsch und Zander heißen. Auch wenn wir bei Halbzeit des ersten Tages nur einen Fisch gefangen hatten, waren wir uns sicher das weitere Zielfische folgen würden. Nach einem erneuten Platzwechsel, durfte ich dann den ersten 37er Barsch landen. Es folgten ein 55er Zander und ein weiterer 43er Barsch. Stefan landete zudem noch einen 50er Zander, sodass uns in der verbleibenden Zeit, nur noch ein Zander und unser Sorgenkind der Hecht fehlte.

Drei weiter gefangene Zander in der verbleibenden Zeit verfehlten jedoch leider die 42 cm Marke jeweils um ein oder zwei Zentimeter, sodass wir mit zwei Fischen weniger als maximal pro Wertungstag möglich, pünktlich um 17:00 Uhr die Ziellinie überfuhren. Nicht unzufrieden für den ersten Tag und gefühlten 230 Punkten und Platz 10 im Sektor im Gepäck, ging es in den Hafen zurück. Dort hieß es alles zu verstauen, dass Boot für den nächsten Tag fertig zu machen und die zuvor verplombte Box samt Inhalt den Schiedsrichtern zwecks Auswertung zu übergeben. Während wir uns noch mit den anderen Teams austauschten, wurde uns mitgeteilt, dass der von mir gefangene 37er Barsch aus der Wertung genommen wurde und wir somit auf Platz 16 zurückgefallen seien. Auch nach eingelegtem Protest unserseits bei den Schiedsrichtern, wurde der Fisch nicht gewertet und wir mussten mit der Entscheidung leben.

Freitag: 26.06.2015

Tag zwei sollte genau wie zuvor Tag eins vor Start ablaufen, mit dem Unterschied, dass wir zunächst eine Strecke von ca. 20 Kilometern bis zur Startline der Rapala-Zone vor Den Bommel fahren mussten. Ein natürlich unvergesslicher Spaß, wenn man zusammen mit weiteren 22 Teilnehmerbooten unter Vollgas die Strecke zurücklegen darf.

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Punkt 9:00 Uhr ertönte dann das Startzeichen und erneut begannen alle ihre ausgeguckten Plätze anzusteuern. Stefan und ich entschieden uns das Hollands-Diep und uns bekannte Gewässerabschnitte anzusteuern. Bei herrlichem Sonnenschein und kaum feststellbaren Wind, sollte sich das Fangen für uns zunächst als recht schwierig gestalten. Um es vorweg zu nehmen, auch an diesem Tag verzweifelten wir daran, den heiß ersehnten Hecht zu fangen, obwohl wir zwei tolle Fische als Nachläufer ausmachen konnten. Auch hier hieß es nun, nachdem eine ganze Zeit vergangen war, Feuer frei auf Barsch und Zander. Was zudem anders war als am Vortag, war das ständig Platzwechseln der Boote. Wir hingegen waren von unserem Platz so überzeugt, dass wir ohne wenn und aber unsere Taktik weiter verfolgten. Letztendlich konnten wir einen 36er Barsch und drei Zander mit den Größen 62 cm, 52 cm, und nochmals 52 cm in die Wertung bringen. Zwei weitere tolle Barsche waren Stefan zwischenzeitlich leider unmittelbar vor dem Boot ausgestiegen.

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Umso erfreulicher war die Tatsache, dass wir einen tollen vorläufigen 8. Platz im Sektor belegt hatten. Auch hier sollten wir nach Beendigung des Tages, nochmals bei den Schiedsrichtern vorstellig werden, um über zwei rot markierte Zander zu diskutieren. Schnell konnten Stefan und ich auch durch privat geschossene Bilder der Fische belegen, dass alles in Ordnung war. Riesig freuten wir uns als kleines Team über den nun bestätigten 8. Platz im Sektor.

Samstag, 27.06.2015:

Anders als an den beiden Tagen zuvor, hieß es, nachdem die immer wiederkehrende Prozedur erledigt war, Start für alle Teilnehmer von Hellevoetsluis aus, da es keine zwei Sektoren gab sondern nur einen Plano-Sektor, der sich über das ganze Gebiet erstreckte. Unter unglaublichem Getöse, donnerten die Boote in die jeweils ausgeguckten Reviere. Hatten wir an den Tagen zuvor kaum Wind auf dem Wasser, sollte sich dies für den heutigen Tag gewaltig ändern. Windspitzen bis 55 km/h waren laut Wetterbericht nicht nur angesagt, sondern trafen uns mit voller Wucht. Am ersten Spot angekommen, sollte der Tag zunächst erfreulich beginnen. Stefan konnte schnell den ersten maßigen Zander verhaften und in die Wertung bringen. In der Folge konnten Stefan wie auch ich, einige weitere Zander ans Band bringen, doch leider allesamt zu klein. Was dann ab Mittag folgen sollte, müssen wir mit Sicherheit kritisch nachbetrachten. Trotz größter Bemühungen und Einsatz aller Mittel, gelang es uns nicht, einen weiteren Fisch an Bord zu begrüßen.

WPC 2015 - Angelwettkampf in den Niederlanden - 11

Erst unmittelbar vor Schluss konnte ich noch einen Barsch in die Wertung bringen. Entsetzt, aber auch ein Stück enttäuscht, kehrten wir zusammen mit den anderen Booten in den Hafen zurück. Und tatsächlich, den Tag hatten wir mal so richtig versemmelt: Platz 40 in der offenen Tageswertung! Währenddessen die Organisatoren wie die Maikäfer Punkte addierten und Bilder kontrollierten, verstauten wir unser Material und slippten unser Boot wie geplant aus. Schließlich war für den späten Abend die Krönung des neuen oder alten WPC-Champion in der Bootskategorie sowie der Kajak- und Streetfishing Kategorie angesagt. Leider verzögerte sich die angesetzte Preisverleihung erheblich und trotz gereichtem Essen und Getränke verließen doch viele das Droogdok (Ort der Preisverleihung) frühzeitig.

Nicht unerwartet und mit einer gehörigen Portion Respekt aller verbliebenen Teilnehmer begleitet, wurde dann in der Bootskategorie das Siegerduo „Luc Coppens und Jeremy Staverman“ gekürt. Auch an dieser Stelle nochmals einen herzlichen Glückwunsch zur Titelverteidigung. Stefan und ich mussten uns nach dem enttäuschenden 40. Platz am letzten Tag, mit einem bescheidenen 39. Platz in der Gesamtwertung zufrieden geben.

WPC 2015 - Angelwettkampf in den Niederlanden - 12

Rückblickend betrachtet, war die WPC 2015 für jeden Teilnehmer ein großes Erlebnis und Herausforderung. Jede Art von eingebrachtem Engagement, Mühen und Investitionen sind es wert gewesen. Mein besonderer Dank gilt natürlich meinem Bootspartner und Kapitän des Team 33 während der WPC, Stefan Blum, der mich jederzeit sicher mit seinem DEKA Tournament 485 Bassboat über große Distanzen von Spot zu Spot geführt hatte. Abschließend gilt natürlich ein dickes Dankeschön unserem Sponsor Fabian Kraft und seinem Team von DEKA Boats / Nippon Tackle auszusprechen, ohne den dieses Großereignis nicht zu Stande gekommen wäre.

WPC 2015 - Angelwettkampf in den Niederlanden - 13

WPC 2015 – Der Abschlussbericht von Sebastian

Das war sie nun, die WPC 2015. Ich sitze im Auto – auf dem Dach das Kajak – und die Kilometer auf dem Navi werden kontinuierlich weniger. Aber meine Gedanken kreisen noch um die Erlebnisse in Hellevoetsluis, verarbeiten die Emotionen und wollen sich noch nicht von dem Spektakel lösen.

Vorbereitungen, Papierkrieg, Organisation und das Warten auf die Registrierung kommen einem ewig vor. Dazu steigt – je näher das Event rückt – die Aufregung und auch ein wenig der Erfolgsdruck. Dabei wollte ich mir dieses Mal keinen Druck machen! Doch egal was man sich vornimmt, die Aufregung steigt unaufhaltsam, bis man endlich im Wasser ist. Der erste Fisch im Netz kommt einer Erlösung gleich. Alles fällt von einem ab, es läuft und muss weiter gehen…

Der erste Tag

Am ersten Tag habe ich Dank dem Side Scan zeitnah einen ersten schönen Spot gefunden, an welchem die Rute auch schnell krumm war. Der erste Fisch war in der Wertung und das Ziel nicht zu schneidern, war innerhalb der ersten Wettkampfstunden schon erfüllt. Mehr wie einen Zander brachte der Spot aber leider nicht, also wurde weiter gesucht. Von der Kante ins Flache, vom Flachen an die Kante und etwas ins Tiefe. Irgendwo mussten die Fische ja sein. Es sollte ein wenig dauern, bis die Rute sich ein zweites Mal krümmte. Erneut ein Zander auf den 4 Inch Fish Arrow Flash J Shad an einem Spot, der etwas Struktur in die monotone Uferkante brachte.

World Predator Classic 2015 - Uferkante mit SideScan

Mit zwei Zandern in der Wertung wollte ich noch einmal im Flachwasserbereich auf die Dickbarsche werfen. Aber was ich auch unternahm, die Dickbarsche hatten keine Beißlust. Dafür schienen die Hechte aber meine 3 Inch Flash J Huddles zu lieben. Nach dem ersten Verlust durch Schnurbruch gelang es mir, noch einen netten Hecht für die Wertung auf mein Barschgeschirr zu fangen – Adrenalin pur kurz vor Schluss mit 0,20er FC Vorfach! So endete Tag eins mit Platz Nummer fünf. Damit war ich mit drei Wertungsfischen sehr zufrieden!

World Predator Classic 2015 - Hechtangeln, Niederlande

Nach dem Fischen fängt die Arbeit an: Bilder abgeben und Fangstatistik ausfüllen. Dann ab in die Wohnung, essen, duschen, GoPro-Fotomaterial sichten und ganz wichtig: die Sonardaten uploaden. Akkus an den Strom klemmen und dann etwas chillen und einen Plan für Tag zwei entwickeln.

Tag 2 – Ein harter Schlag

Der Plan stand, auf zu der Abbruchkante die am ersten Tag Fisch brachte, später weiter zum zweiten Spot, danach erneut suchen. An der Abbruchkante angekommen, die erste Drift im Tiefen angesetzt, die Zweite genau an der Kante: BÄM….Tock…Tock…Tock….ab…Sh**!

Egal abhaken und weiter machen. Leider kam an der Kante kein Biss mehr; also paddelte ich weiter zum zweiten Spot. Dies war eine Art Minilandzunge unter Wasser, welche die gerade Uferkante durch große Steine, die Deckung boten, unterbrach.

Ich setzte bei sieben Metern auf der Uferkannte an und fischte anfangs gerade über den Buckel. Auf vier Metern angekommen, spürte ich beim Anlupfen Widerstand – Anschlag! Die Rute bog sich extrem Richtung Wasser. Der Fisch zog sofort über die Kante ins Tiefe und zwar so zügig, dass ich zunächst den Freilauf betätigen musste, ehe ich die Bremse einstellen konnte.

Der Fisch stand im Tiefen am Grund und ich versuchte die heftigen Kopfstöße etwas zu puffern und Kontrolle in den Drill zu erhalten. Dann erneut eine Flucht in die Bremse und ab … F***! Ausgeschlitzt, warum auch immer. Ich war am Ende, egal was es war, es war ein richtig guter Fisch. Erneut galt es, sich zu sammeln und fortzufahren. Aber ich schob eine kleine Verschnaufpause ein und versuchte es dann noch einige Zeit auf Barsch. Leider ohne Erfolg.

Somit stand am Ende von Tag zwei eine “Null” auf meinem Konto, kein Fisch in der Wertung damit Platz 18 für diesen Tag. Die Tatsache, dass ich einen guten Fisch verloren hatte, machte das Ganze nicht erträglicher. Am Abend als die Ergebnisse online waren, stand ich mit Glück noch auf Platz 8 und noch Luft nach oben. Ich versuchte mich, für den letzten Tag zu sammeln. Meine zwei Spots brachten ja Fisch, aber ein Rezept für die Barsche konnte ich immer noch nicht finden.

Tag 3 – Durchgestartet oder “lazy English guy”

Am dritten Tag versuchte ich, zunächst wieder die Abbruchkante der Vortage. Diesmal aber leider ohne Fischkontakt. Während dem Fischen konnte ich im Augenwinkel sehen, wie ein Kollege einen Barsch im Flachwasser fangen konnte. Also Anker hoch und ab ins Flache. Der Kollege hatte am Ende des zweiten Tages beim simplen Driften über zwei Meter Wasser schon zwei Barsche gefangen und nun zu Beginn des dritten Tages ebenso. Ich hatte nichts zu verlieren, also übernahm ich seine Technik. Dropshot-Rig 3 Inch Flash J Huddle und einfach treiben lassen.

Puh, war das hart! Einfach nichts zu tun, im Prinzip gar nicht aktiv zu angeln und nur darauf hoffen, dass man mit Glück über einen Barsch treibt. Aber bei dem Kollegen funktionierte es; warum also nicht auch bei mir? Ich war in Gedanken und musste mich stark motivieren nicht doch wieder an die Kante zu fahren, als es plötzlich durch die Rute zuckte – Fischkontakt! Nach kurzem Drill wurde der Grund, aus dem ich so gern in diesem Gebiet fische, sichtbar: Ein wunderschöner 45er Barsch lag im Kescher und eintschneiderte mich somit für den Tag. Top!

World Predator Classic 2015 - Barschangeln, Niederlande

Mit neuem Vertrauen in die “lazy English guy”-Technik, wie ich sie in Anlehnung an den Erfinder Rob Appelby genannt habe, driftete ich eine zeitlang und konnte zu meiner Begeisterung noch zwei schöne Zander aus zwei Meter Wasser auf diese Technik fangen.

World Predator Classic 2015 - Zanderangeln, Niederlande

Gegen Mittag ließ die “Beißerei” im Flachwasser dann endgültig nach und ich ging erneut zu den Kanten. Bei extremen Sonnenschein fische ich immer gern “motoroil”; also einen Testöder der Bait Breath TT-Reihe in neuer Form und neuer Farbe ans Band. Es dauerte nicht lang, da konnte ich nach einem beherzten Einschlag die drei Zander komplettieren. Somit stand für mich Platz 2 am Ende des dritten Tages vor dem Namen – mit diesem Abschluss kann ich sehr gut leben!

World Predator Classic 2015 - Bait Breath TT Shad Slim

Insgesamt erreichte ich den fünften Platz: Mit einem total vermasselten Schneidertag, ist das ein Ergebnis, das sich durchaus sehen lassen kann. Leider habe ich Dank dem neuen Wertungsystem (bei dem die Platzierungen und nicht Fischlängen addiert werden) noch einen Platz verloren, aber es gibt immer Gewinner und Verlierer. Ich hatte ereignisreiche Tage und hoffe, alle Teilnehmer im kommenden Jahr wieder zu sehen!

Tight lines,
Sebi

Angeln im Haringvliet – WPC Trainingscamp mit Detlef & Stefan

Ging es noch in den beiden ersten Berichten um das Wo, Was, Wann, Wie und das DEKA Boot, möchte ich diesmal auf unser Trainigscamp für die WPC im März 2015 eingehen. Wie immer hatten Stefan und ich im Vorfeld alles akribisch vorbereitet und nichts dem Zufall überlassen. Geplant war immerhin unser erster gemeinsamer Trip mit dem neuen DEKA 485. Da wir ja seit geraumer Zeit keine direkten Nachbarn mehr sind (Stefan und ich wohnen inzwischen 635 km auseinander), wurde alles am Telefon und per Whats-App besprochen.

– Bungalow für 5 Tage buchen!
– Was nehmen wir zu Essen und zu Trinken mit?
– Slipstelle, Liegeplatz fürs Bass-Boot mit dem Hafenmeister abklären!
– Welche Ruten für welche Technik nehmen wir mit?
– Welche Köder nimmt jeder mit?
– Wie und wann treffen wir auf unseren WPC Teampartner Sebi?

Eben alles, was uns vor Ort ein rundum Sorglos-Paket bereiten sollte. Aber der Reihenfolge nach: Am 15. März ging es in aller früh, Richtung Haringvliet (HV) los. Hoch motiviert und voll bepackt kamen wir bei Sonnenaufgang am Ziel an. Im Vorfeld immer ein Auge aufs Smartphone werfend, wie sich das Wetter laut Windfinder entwickelt, da reichlich Wind für den Tag angesagt war.

Am Haringvliet angekommen hieß es nun für mich, zum ersten Mal erleben, wie Stefans DEKA Boot zu Wasser gelassen wird. Leute, was soll ich sagen, Boot und Trailer sind so aufeinander abgestimmt, dass es ein Leichtes ist, als Einzelperson das Boot zu slippen. Wenige Handgriffe später war unser gesamtes Tackle an Bord. Es hieß noch schnell Wagen und Trailer parken und schon ging die ersehnte erste Ausfahrt für uns los.

Tag 1 am Haringvliet: Die Barsche ließen sich nicht lange bitten!

Der erste Tag hieß für uns, dass zu befischende Revier großflächig abzusuchen und für uns interessante Spots zu finden. Nach einer angemessenen Aufwärmphase des Außenborders, zeigte Stefan mir zunächst, wozu sein Boot im Stande ist. Ein berauschendes und zugleich sicheres Gefühl überkam mich, obwohl wir aus dem Stand heraus nach wenigen Sekunden bereits 50 km/h erreicht hatten. Entgegen meiner Befürchtungen – anhaltend durch Spritzwasser geduscht zu werden – blieb ich auf meinem Sitz trocken. So konnten wir zudem, schon nach kurzer Zeit die ersten vielversprechenden Spots ausmachen und trotz der niedriger Wassertemperatur einige Fische bereits in Wassertiefen zwischen 3 und 6 Metern erspähen. Blieb nur abzuwarten, ob unser Zielfisch „Dick-Barsch“ darunter war. Während Stefan nicht lange zögerte und mit seiner UL-Rute startete, zog ich es vor mit meiner Tailwalk Muddy M, den Räubern nachzustellen.

Spannend bis zu diesem Zeitpunkt (immerhin hatten wir Windstärken zwischen 3 und 5 erreicht) war, wie sich das Boot in den Wellen bei Ankerfunktion verhält? Immerhin hatten die Wellen am ersten Spot eine Höhe – laut Echolot – von bis zu 80 cm erreicht. Was soll ich sagen, dass DEKA 485 liegt wie ein Brett auf dem Wasser und der 80 lbs MinnKota E-Motor, hielt 100% seine Position.

Im Bewusstsein, dass trotz vertikaler Bewegung kein Versatz stattfand, ließen sich die 3 bis 5 Inch Köder hervorragend führen und exakt präsentieren. Noch voller Erwartung, wann der erste Fisch einsteigt, knallte es auch schon nach kurzer Zeit in Stefans Rute und wir durften den ersten Dick-Barsch an Bord begrüßen. Für Stefan endete der erste Spot mit einem tollen 47er-Barsch und somit unsere stille Hoffnung die magische Grenze von 50 cm in den nächsten Stunden und Tagen zu knacken. Um den nächsten ausgemachten Spot anzufahren, wurden zunächst die Schleppruten ausgepackt, um eventuell so – bestückt mit Wobblern- den ein oder anderen weiteren Räuber zu überlisten.

Barschangeln im Harigsvliet - 47er Barsch von Stefan, Tag 1

Anmerkung: Grundsätzlich ist es ab dem 1. März verboten, bewusst auf Hecht zu fischen. Daher kamen bei uns nur Wobbler bis max. 10 cm zum Einsatz. Trotz widriger Verhältnisse – der Wind nahm stetig zu – hatten wir den richtigen Riecher und konnten so weitere Räuber, unter anderem auch die ersten halbstarken Hechte, an Bord begrüßen.

Angeln im Haringsvliet - Hecht

Am nächsten Spot angekommen, wurden auch schon die nächsten Fish Arrow Flash J Shads in 3 und 4 Inch mit Erfolg getestet. Allzu gerne hätten wir natürlich auch Chatterbaits und Spinnerbaits zum Einsatz gebracht, um jedoch Ärger mit den Behörden zu vermeiden, haben wir es lieber unterlassen. Nach einigen “Anfassern” und weiteren Ü-40 Barschen, beendeten wir mit einem Strahlen im Gesicht bei Einbruch der Dämmerung unseren ersten Tag. Schließlich hieß es für uns nun Boot klar machen und unser Haus für die nächsten Tage beziehen. Noch während eines leckeren Abendessen und einer Kaltschale wurde schon der nächste Tag besprochen. Unsere Wetter-App im Auge behaltend, wurden entsprechende Spots ausgesucht.

Tag 2: Zielfisch auf Entfernung

Der zweite Tag begann sehr früh mit einem kräftigen Frühstück und voller Erwartung, was der Tag bringen würde. Temperatur steigend, Windrichtung und Luftdruck konstant, sollten doch beste Voraussetzungen sein. Am Wasser angekommen, wurde das Boot mit wenigen Handgriffen für den Tag vorbereitet, Taschen verstaut und die Ruten ins entsprechende Rutenfach gelegt. Rasch wurde der erste ausgewählte Spot angefahren. Unser erklärtes Ziel war es zunächst, mit schwereren Köpfen als am Vortag unseren Zielfisch auf Entfernung zu befischen. Für mich die erste Gelegenheit, vom Boot aus meine erst kürzlich erworbene Graphiteleader Tiro Ex 812 MH zum Einsatz zu bringen. Und tatsächlich durfte ich schon nach wenigen Würfen den ersten “Tock” in der Rute verspüren. Schon kurz nach dem Anschlag war klar, dass es sich um einen schönen Barsch handeln musste. Auch Stefan ließ sich nicht lange bitten und legte schnell nach.

Angeln im Harigsvliet - 2 große Barsche im Doppelpack

Wie schon am Vortag nutzten wir die Zeit bis zum nächsten Spot, indem wir ein paar Wobbler testeten. Ich denke, das Ergebnis kann sich sehen lassen und ihr seht es mir nach, aber nach solch tollen Fischen, bekam ich mein Grinsen einfach nicht mehr aus dem Gesicht.

Zanderangeln am Haringsvliet - Detlef mit Wobbler auf Zander

Zu unserem Glück, kam gegen Mittag sogar die Sonne raus und der Wind ebbte ab. Keine Frage, Barsch Voraussetzungen wie geschaffen. Sofort wurde das leichtere Tackle zum Einsatz gebracht und die ersten Gestreiften waren schnell im Boot.

Angeln im Haringsvliet - 2 Barsche auf Gummiköder

Im Verlauf des Tages konnten wir dann weitere schöne Barsche landen. Allen Vorsätzen zum Trotz (Stefan und ich fischen überwiegend vertikal) beschlossen wir, bei Einbruch der Dämmerung unsere Baitcaster-Ruten auszupacken und endlich vertikal zu angeln. Training hin oder her, das brauchten wir für unsere Seele. Schon beim Versetzen von A nach B hatten wir einige gute Echos gesehen, die es nun galt zu überlisten. Gefischt wurde eine aktive und eine tote Rute. Ich selbst fische aktiv mit einer: Tailwalk Del Sol SP C601H (14 – 42 g) und als tote Rute verwende ich entweder eine: Tailwalk GEKIHA C631M oder eine Tailwalk Bronzer C66MH.

Bei angenehmen 5 -7 Grad Abendtemperaturen hatten wir das Glück, trotz einiger nicht verwerteter “Anfasser”, noch 3 schöne Zander bis 70 cm zu fangen. Da noch Kochen auf dem Plan stand, beendeten wir einen gelungenen und erfolgreichen Tag.

Köderwechsel und Köderverlust liegen im Haringsvliet nah beieinander!

Tag 3: Dick-Barsche an der UL Rute

Der dritte Tag startete wie es unsere Wetter-App vorausgesagt hatte: Schönster Sonnenschein schon früh morgens und wenig Wind. Ideale Voraussetzungen um den Barschen auf den schuppigen Pelz zu rücken. Wenn uns schon mal das Wetter so im März verwöhnt, sollte das Ganze noch durch Dick-Barsche an der UL-Rute getoppt werden. Und was soll ich sagen, die Damen ließen sich weder am Gummi, noch am Wobbler lange bitten. Obwohl in den vergangenen Tagen die Sonne nur wenige Stunden das Wasser aufgewärmt hatte, stellten wir einen Temperaturanstieg von bis zu 3 Grad in den Randgebieten fest. Sofort zeigten insbesondere die Barsche ein ganz anderes Fress- und Kampfverhalten. Waren die Bisse in den vergangenen Tagen noch teilweise verhalten, kamen die Einschläge jetzt knallhart und die Barsche zeigten sich sehr kämpferisch.

  • Angeln am Haringsvliet - Fangerfolge 1
  • Angeln am Haringsvliet - Fangerfolge 2
  • Angeln am Haringsvliet - Fangerfolge 3
  • Angeln am Haringsvliet - Fangerfolge 4

Tag 4: Böen bis Windstärke 5!

Am vierten Tag mussten wir zunächst all unsere Planung über den Haufen werfen. Entgegen der Wetter Prognose, welche klares Wetter vorausgesagt hatte, trafen wir bei extrem dichtem Nebel im Hafen ein. So hieß es nun warten, dass sich der Nebel legt oder auflöst.

Hinweis: Ausfahrten bei Nebel kosten ohne entsprechendes Radargerät an Bord, schon mal gerne bis zu 500 EUR Strafe – pro Kopf!

Nachdem ca. 1,5 Stunden vergangen waren, entschieden wir uns, da sich die Sichtverhältnisse merklich gebessert hatten, auszufahren. Bereits am ersten Spot mussten wir feststellen, dass sich nicht nur das Wetter geändert hatte, sondern auch das Beißverhalten. So bissen insbesondere die Barsche extrem spitz und wir hatten einige Fehlbisse zu verzeichnen. Zudem hatte der Wind stark zugenommen. In Böen waren Spitzen bis Windstärke 5 gemeldet. Sorgen machten wir uns nicht, da wir ja schon beste Erfahrungswerte mit dem Boot bei solchen Wetterbedingungen haben sammeln dürfen. Letztendlich wurden wir aber wieder mit tollen Barschen, Hechten und Zander belohnt.

Angeln am Haringsvliet - Riesige Barsche, so rund wie ein Fußball!

Da uns Tag vier einiges abverlangt hatte, beschlossen wir erstmalig vor dem Dunkelwerden unsere Unterkunft aufzusuchen. Schließlich wollten wir am nächsten Tag top fit sein, da sich Sebastian (Sebi) mit seinem Kajak angekündigt hatte.

Tag 5: Barsch und Zander in Beißlaune!

Wir konnten es mal wieder nicht glauben, wie schnell unsere gemeinsame Zeit vorbeigegangen war. Zum Glück hatte es sich Petrus nochmal überlegt und wir durften einen tollen Tag zusammen mit Sebi auf dem Wasser verbringen. Bevor Sebi jedoch eintraf, fischten wir nochmals ein paar vielversprechende Spots ab. Nicht nur das Wetter war uns holt, sondern auch die Fische schienen in guter Beißlaune zu sein. Bis zum ausgemachten Zeitpunkt konnten wir abermals schöne Barsche und Zander beim Jiggen im Flachbereich fangen. Im Gegensatz zu den vorherigen Tagen stiegen erstmals mehr Zander als Barsche und das auf schneller geführten Gummis ein. Gegen Mittag konnten wir dann in aller Seelenruhe Sebi aus dem Hafen paddeln sehen. Innerhalb kürzester Zeit waren wir bei ihm, um dann mit ihm den weiteren Verlauf abzusprechen und unsere Erfahrungen der letzten Tage mit ihm teilen. Wir haben gemeinsam, noch gut 30 Fische vor die Kamera gelockt. Wobei ich nicht unerwähnt lassen sollte, dass wir ausschließlich vertikal ab Mittag unterwegs waren.

  • Hecht
  • Kajak
  • Zander
  • Bis zum nächsten Mal

Am späten Nachmittag beendeten wir unser erstes gemeinsames Angeln am Haringvliet mit der Erkenntnis, dies unbedingt wiederholen zu müssen. Abschließend möchte ich sagen, dass wir alles umgesetzt haben, was wir uns vorgenommen hatten und obwohl wir fünf 48er Barsche begrüßen durften, blieb uns der 50er diesmal verwehrt. So hoffe ich, dass die wirklich Großen sich für die WPC im Juni aufsparen.

– Detlef & Stefan