Nachdem mich nun das Schwarzbarschfieber schon seit einigen Jahren gepackt hat, hatte ich für dieses Jahr irgendwie noch keinen richtigen Plan, wo es hingehen sollte. Wieder nach Italien, doch nochmal nach Frankreich oder in die Schweiz? Die Motivation für alle 3 Destinationen fehlte mir irgendwie. Wie es der Zufall so will, traf ich Ende 2014 bei einer Hausmesse im Angelzentrum Freiburg einen Bekannten, den es ebenfalls schon seit mehreren Jahren immer wieder auf Schwarzbarsch ins Ausland zieht. Nach regem Austausch über Köder und Techniken stand fest: wir müssen mal zusammen losziehen! Der Plan war schnell geschmiedet, Thomas und sein Kumpel Mario nahmen mich Ende Juli mit zum Schwarzbarschangeln in Kroatien!
Black Bass in Hrvatska
Mitte Juli gingen die Vorbereitungen für die Tour ans Ende Europas los, die Batterien für den E–Motor wurden gepflegt und nochmal richtig geladen, das Echolot nochmal gecheckt, sowie natürlich die Versus X – mal ein und wieder ausgeräumt. Außerdem wurden ein paar notwendige Einkäufe getätigt. Man sollte wissen, dass es in den ländlichen Regionen Kroatiens nicht so einfach ist wie unseren Breitengraden, einen Laden, eine Bar oder ein Restaurant zu finden.
Besonders in den ländlichen Regionen sieht man noch die Spuren des Krieges, in den Straßen befinden sich zum Teil bis zu einem halben Meter tiefe Einschlaglöcher von Granaten, in den Hauswänden sieht man die Einschläge von Kugeln und zahlreiche Häuser haben nicht mal mehr Fensterscheiben! Mir kam es auch so vor, als wäre nur jedes vierte Haus bewohnt, was sich natürlich auch auf die Landflucht der Bevölkerung zurückführen lässt. An dieser Stelle nochmal ein großes Dankeschön an Thomas, der die Tour einfach perfekt organisiert hat, weder Grillfleisch noch Bier sind uns ausgegangen.
Als nach dem Beladen des Sharans fest stand, dass kein Staubkorn mehr rein passt, ging es auch schon los. Die Anfahrt von knapp über 1000 km haben wir über die Nacht auch gefühlt auf einer Pobacke abgesessen und sind voller Vorfreunde am Morgen um 7 Uhr am Ziel angekommen. Nach einem kurzen Frühstück und zwei oder drei starken Kaffe bei unserem Guide, die mehr aus Satz als aus Flüssigkeit bestanden haben, bekamen wir die Lizenzen sowie die letzten Instruktionen, wo und wie wir die Bass am besten überlisten könnten.
Tag 1: Das Boot wurde aufgetackelt, die Ruten gerichtet und wenige Augenblicke später flogen auch schon die ersten Köder. Von unserem Guide erfuhren wir, dass die großen Schwarzbarsche bei den damals dort herrschenden Temperaturen von über 40°C eher im kälteren und somit sauerstoffreicheren, tieferen Wasser in der Mitte des Sees stehen würden. Schon vom Ufer aus war zu erkennen, das dort in der Mitte des Sees zahlreiche Krautfahnen vom Grund hochwachsen, in denen sich dann vermutlich die Bass aufhalten.
Für Thomas und Mario war klar, dass sie wie in den Jahren zuvor mit weightless angeköderten Softbaits entweder Topwatern oder ganz dicht unter der Wasseroberfläche den Bass nachstellen, was auch kurze Zeit später die ersten Bass zum Biss verleitete! Bei mir hingegen lief es da deutlich schlechter, verseucht von der Coverfischerei aus Italien und Frankreich versuchte ich es mit Spinnerbaits, Cranks und Texas-Rig an überhängenden Bäumen / Büschen und konnte auch ein paar wenige zarghafte Anfasser verzeichnen, doch den gewünschten Erfolg brachten diese Methoden nicht.
Zur Mittagszeit legten wir dann eine kurze Pause ein, da es auch für uns mittlerweile zu heiß wurde. Die Hoffnung, ein Bad in dem See würde zu einer kleinen Abkühlung führen, wurde leider mit Wassertemperaturen von bis zu 37°C zunichtegemacht… Am späten Nachmittag sind wir dann erneut aufs Wasser und für mich wurde es langsam mal Zeit mich zu entschneidern, also stellte ich meine Taktik komplett auf die Methode von Mario und Thomas um, was kurz vor Ende des ersten Angeltags dann auch noch mit einem schönen Keeper belohnt wurde – endlich entschneidert! Als wir am Ende des ersten Tages gemütlich bei einem Bierchen zusammen gesessen sind, beschlossen wir die Angelzeit auf die frühen und somit noch kühleren Morgenstunden zu verlegen.
Beim Durchwühlen der Köderkisten am Abend fiel mir dann noch der 3.2er TT Shad von Bait Breath ins Auge, welcher sich optimal für eine weightless Anköderung am Offsethaken eignet. Aufgrund seines großen Volumens sollte dieser eigentlich auch schon genug Auftrieb beim langsamen Einkurbeln erzeugen – so die Theorie am Abend, der Feldversuch sollte dann am nächsten Morgen meine Theorie bestätigen.
Tag 2: Als uns um 5 Uhr morgens der Wecker aus dem Bett klingelte, standen uns die Strapazen der Anreise und der heißen Temperaturen des ersten Tags noch sichtlich ins Gesicht geschrieben, doch der erste Duft von frischem Kaffee weckte so langsam wieder die Fischgeilheit in uns und wie geplant waren wir um kurz vor 6 auf dem Wasser. Die ersten Bass, die die 40 cm Marke knackten, wurden schon wenige Minuten später auf den an der Oberfläche durchgekurbelten TT Shad in 3.2 Inch hereingefallen, vermessen, fotografiert und wieder in ihr Element zurück gesetzt. Unser Plan, schon früh auf dem Wasser zu sein und die einzig erfolgreiche Methode vom Vortag noch ein bisschen zu verfeinern, ging auf – so macht Angeln Spaß!
Es ist einfach unglaublich spannend zu beobachten, wie sich hinter dem Köder eine Bugwelle auftürmt und wenige Augenblicke später das Wasser explodiert. Ab ca. 10 Uhr brannte dann die Sonne auch schon wieder so heftig, dass wir uns dazu entschlossen, die Tipps vom Guide zu befolgen und es im Freiwasser mit Cranks zu probieren, wobei nicht nur der ein oder andere Hecht auf die Schuppen gelegt werden konnte, sondern auch ein paar schöne Bass!
Über den Mittag wurde dann eine ausgedehnte Pause eingelegt, da es bei über 45°C auf dem Wasser einfach nicht mehr auszuhalten war. Auch ein kurzes Hitzegewitter am Nachmittag brachte nicht die lang ersehnte Abkühlung. Beim Fischen in die Abendstunden kristallisierte sich nach einiger Zeit und viel herumprobieren heraus, dass nun ein Fish Arrow Wheel Head mit einem 2,5 Inch Viva Meat Nail als Trailer genau ins Beuteschema der Bass passt. Vermutlich waren sie nun mehr auf sogenannte Micro–Baits eingeschossen, da es zu späterer Stunde enorm viele Mücken auf der Wasseroberfläche gab!
Tag 3: Auch am dritten Tag unserer Tour klingelte uns der Wecker unsanft um 5 Uhr morgens aus den Federn, doch auch eine Herde Kühe konnte uns nicht daran hindern, rechtzeitig am Bootssteg zu sein um in aller früh die dicken Bass abzugreifen. Die Taktik war wie am Vortag dieselbe und wir konnten zahlreiche gute Bass auf unserem Konto verbuchen:
Für den Abend haben wir uns diesmal ein wenig Rapfen & Hechtfischen an der Save, einem großen Fluss in Kroatien vorgenommen. Nach wenigen Autominuten war dieser auch von unserer Unterkunft aus erreicht. Mario hatte schon wenige Würfe später einen halbstarken Hecht gefangen, welcher aber auch der einzige für diesen Abend bleiben sollte. Zwar hatten wir an ein paar Brückenpfeiler einige raubende Rapfen ausgemacht, doch selbst mehrere Kartuschen Autan konnten uns nicht vor den Vampiren am Flussufer schützen, sodass wir zügig die Flucht ergriffen haben.
Tag 4: Am vierten und somit auch letzten Tag des Urlaubs legten wir unseren Fokus nochmal ganz auf die Schwarzbarsche. Gleich wie an den Vortagen sind wir wieder früh morgens auf den See raus und haben die Uferzonen mit dem weightless geriggten TT-Shad beackert. Am späten Nachmittag konnten wir dann wieder gute Erfolge in Seerosenfeldern mit Mikrobaits erzielen.
Am Abend sind wir dann nochmal in einer großen gemütlichen Runde bei ein paar Bierchen und frisch Gegrilltem zusammen gegessen. Vermutlich würden wir dort auch immer noch sitzen, wenn nicht am nächsten Morgen die Heimfahrt angestanden hätte. Besonders beeindruckt hat mich bei diesen Gesprächen immer wieder, aus welch einfachen Mitteln in anderen Länder Köder und Zubehör gebaut wird, dass unserem High–Tech Equipment in nichts nachsteht. Am Ende dieses tollen und vor allem erfolgreichen Urlaubs stand für alle Fest, das die frisch geschlossene Freundschaften gepflegt werden müssen und wir in jedem Fall nächstes Jahr wieder kommen werden!